Die verschwundene Hand
Alljährlich prämiert die Neural Correlate Society in den USA die beste Sinnestäuschung des Jahres. Gewinner der achten Ausgabe wurde ein Trick zur Täuschung der Körperwahrnehmung: Wer sich der vergleichsweise komplexen Installation der britischen Forscher unterzieht, glaubt am Ende seine Hand an einer anderen Stelle, als sie wirklich ist – und greift prompt ins Leere.
Die Versuchspersonen müssen dazu ihre Hände in zwei Kästen stecken, so dass sie sie ausschließlich über die Bildschirme an der Oberseite sehen können. Ihre Aufgabe besteht dann darin, mit der Hand sich langsam bewegenden Balken auszuweichen. Der Trick: Die Darstellung auf dem Bildschirm stimmt nicht mit der Realität überein, und die vermeintliche Position der Hände und ihre tatsächliche driften immer weiter auseinander.
Der Versuchsaufbau greift in eine zentrale Verarbeitungsleistung des Gehirns ein: Permanent muss es die Daten verschiedener Sinneskanäle miteinander zu einem Gesamtbild verrechnen. Wie die Illusion der britischen Forscher demonstriert, verlässt es sich dabei offenbar stärker auf den visuellen Eindruck als auf die Informationen der Sinneszellen in Muskeln und Gelenken.
Für die Erfinder, die Psychologen Roger Newport, Helen Gilpin and Catherine Preston von der University of Nottingham, ist die Illusionsmaschine allerdings nicht nur Spielerei. In einer begleitenden Forschungsarbeit loten sie die Möglichkeiten solcher Sinnestäuschungen aus, bei denen ein Körperteil scheinbar verschwindet, ohne dabei – wie bei der "Gummihand-Illusion" – in ein unbelebtes Objekt zu wandern. Ein solcher Ansatz könnte möglicherweise Einsichten zu psychischen Störungen der Körperwahrnehmung liefern, hoffen die Forscher.
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