Eis auf Tour
Kalbender Petermann-Gletscher
In den Morgenstunden des 5. August 2010 wurde der derzeit größte Eisberg der Nordhalbkugel geboren: Der Petermann-Gletscher im Nordwesten Grönlands verlor etwa ein Viertel seiner auf dem Meer treibenden Zunge – die Bildsequenz zeigt Satellitenaufnahmen vom 30. Juli, 4. und 7. August. Nun treibt eine gigantische Eisinsel, die ein knappes Drittel der Fläche von Hamburg einnehmen würde, in Richtung Nares-Straße zwischen Ellesmere Island und Grönland. Falls sich der 30 mal 14 Kilometer messende Riese dort nicht zwischen Inseln verfängt oder in immer kleinere Stücke zerbricht, dürfte er innerhalb der nächsten zwei Jahre den Atlantik erreichen, erklärt Andreas Muenchow von der University of Delaware. Da die Nares-Straße in den Sommermonaten für Eisbrecher passierbar ist, wird die weitere Bahn der Eisinsel per Satellit überwacht, um die Navigation der Schiffe zu unterstützen.
Der Petermann-Gletscher verbindet die Eisdecke im Innern Grönlands direkt mit dem Meer: Seine Zunge ragte 70 Kilometer weit ins Wasser hinaus. Dass der Gletscher kalbt, also Eisberge abbrechen, ist normal – schließlich bewegt er sich mit etwa einem Kilometer pro Jahr vorwärts. Einen derart riesigen Brocken allerdings hat es schon lange nicht mehr gegeben – am Petermann-Gletscher selbst waren zuletzt 1991 große Eismassen in Form von drei Eisbergen abgebrochen. Der letzte Gigant liegt sogar noch weiter zurück: 1962 hatte sich am Ward-Hunt-Eisschelf in der kanadischen Arktis eine Eisinsel von knapp 600 Quadratkilometer Fläche selbstständig gemacht – gefolgt von mehreren kleineren Abbrüchen in den letzten Jahren. (af)
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