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Baden-Württemberg: Eiszeitliche Höhle entdeckt, die seit 16000 Jahren keiner betreten hat

Bislang kannten Fachleute nur einen kleinen Abschnitt der Höhle im Kreis Konstanz. Jetzt entdeckten sie unberührte Teile der Drexlerhöhle – darunter den eiszeitlichen Eingang.
Archäologen arbeiten am ursprünglichen Eingang zur Drexlerhöhle im Kreis Konstanz in Baden-Württemberg.

Grabungen am Höhleneingang

Fast bis oben hin zugesetzt mit Sedimenten: Im Brudertal im Kreis Konstanz legten Archäologen einen eiszeitlichen Höhleneingang frei, den seit rund 16 000 Jahren kein Mensch mehr gesehen hat. Wie das Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart berichtet, entdeckten die Fachleute mit Hilfe geophysikalisch gewonnener Karten einen Hohlraum im Felsen – und stießen schließlich so auf den ursprünglichen Eingang zur Höhle. Das Grabungsteam um Yvonne Tafelmaier geht davon aus, dass die letzten Besucherinnen und Besucher der Höhle Menschen der späten Eiszeit waren. Eine derartige Fundsituation, dass ein Ort seit der Altsteinzeit unberührt geblieben ist, ergebe sich selten, betont die Archäologin laut einer Pressemitteilung.

Seit 1978 ist lediglich ein kleiner Teil der Höhle bekannt. Damals wurde bei Bauarbeiten ein Loch in die Höhlendecke gesprengt. Archäologen, die unweit an einer anderen Fundstätte beschäftigt waren, untersuchten den darunter frei gelegten Höhlenraum von ungefähr drei mal vier Meter Größe. Allerdings nur kurz: Erst 2021 kamen die Forscherinnen und Forscher zur heute als Drexlerhöhle bekannten Fundstelle zurück. Nachdem sie jüngst den Eingang und einen neuen Hohlraum entdeckt hatten, begannen die Fachleute im Juli 2023, die Sedimente, die den Höhleneingang noch verschließen, zu dokumentieren und Proben zu nehmen. Dabei sammelte das Team bislang Überreste von Tierknochen und wenige Steingeräte. Die Ausgräber wollen ihre diesjährigen Arbeiten im kommenden Jahr fortsetzen, wie das Landesamt für Denkmalpflege mitteilt.

Im Umfeld der Drexlerhöhle liegt auch der besser bekannte Petersfels. Dort fanden sich seit den 1920er Jahren tausende Tierknochen, zahlreiche Geräte aus Feuerstein, Geweih oder Knochen und Venusfigürchen aus Gagat, fossilem Holz. Fachleute datieren die Objekte in eine ähnliche Zeit wie die Funde von der aktuell untersuchten Fundstelle, ins so genannte Magdalénien vor rund 16 000 Jahren. Damals, in der späten Altsteinzeit, lockten Rentiere die Jäger und Sammler in die Region. Während der Eiszeit zogen Rentierherden durch das Brudertal – an Engstellen machten die Menschen Jagd auf die Tiere. Darauf deuten die zahlreichen Funde von Tierknochen und Werkzeugen in den Höhlen hin.

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