Blutiger Realismus: Gladiatoren-Fresko in Pompeji entdeckt
»Ad digitum«: Bis einer aufgibt
Die aktuellen Ausgrabungen in der so genannten Regio V von Pompeji haben sich als überaus ergiebig erwiesen, was Fresken angeht: Neben einer erotischen Schlafzimmerszene mit Schwan und dem verzierten Tresen einer Imbissbude kam jetzt die Darstellung eines Gladiatorenkampfs zum Vorschein. Den Fund machte der Archäologische Park Pompeji publik.
Das Spektakel zeigt eine der beliebtesten Kampfpaarungen der Antike: Der schwer bewaffnete Murmillo (links), zu erkennen am geraden Kurzschwert, dem Gladius, seinem charakteristischen Vollgesichtshelm und dem geschützten linken Bein, triumphiert über den nicht minder stark gerüsteten Thrax, dessen Schild im Normalfall etwas kürzer ist, weshalb beide Beine mit Schienen geschützt sind. Sein typisches Krummschwert hat dieser Thrax offenbar längst fallen gelassen, ebenso wie seinen Schild. Mit gebeugtem Knie und gestrecktem linkem Zeigefinger signalisiert er: Gnade, ich bin besiegt!
Offenbar hat er durch den Kampf einige Verletzungen davongetragen: Das linke Handgelenk blutet, die Brust zeigt tiefe Schnittwunden. Es wirkt, als habe er auch seinen rechten Arm eingebüßt, wahrscheinlicher ist aber, dass er ihn lediglich hinter dem Körper hält. Wenn ein Kämpfer aufgab und um Gnade bat, war es am Ausrichter der Spiele, über Leben und Tod zu entscheiden.
Dem »Guardian« sagte Massimo Osanna, der Generaldirektor der Parkverwaltung, die Verwundungen der Kämpfer seien sehr realistisch dargestellt. Vermutlich hatten die Fresken auch kenntnisreiche Betrachter: Das 1,12 mal 1,50 Meter große Gemälde befand sich in einer Taverne, die wahrscheinlich von Gladiatoren der nahe gelegenen Kasernen frequentiert wurde. Oberhalb der Kampfszene führte eine Treppe ins Obergeschoss. Dort befanden sich entweder Geschäftsräume oder – was angesichts der Gladiatorenkundschaft wahrscheinlicher sei – Räume für käuflichen Sex.
Bereits Ende 2018 kam bei Grabungen in der Via del Vesuvio von Pompeji ein gut erhaltenes Fresko ans Licht, das einen berühmten Mythos zeigt: Göttervater Zeus in Gestalt eines Schwans verführt die schöne Leda. In der Abbildung, die einst wohl das Schlafzimmer wohlhabender Pompejer zierte, sitzt der Vogel mit dem langen Hals auf dem Schoß der Nichtsahnenden. Anfang 2019 entdeckten die Ausgräber ebenfalls in der Region V ein Thermopolium, eine Garküche. Die Imbissbude war mit Fresken verziert: eine Meeresnymphe auf einem Hippokampen, einem Mischwesen halb Pferd, halb Fisch, sowie ein Stillleben mit Amphoren und Gefäßen.
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