StartseiteBiologieAktuelle Seite: Guten Abend, meine lieben Freunde!Guten Abend, meine lieben Freunde! © Okapia (Ausschnitt) © Okapia (Ausschnitt) Bernhard und Michael Grzimek | Weltberühmt wird Bernhard Grzimek - der am 24. April 1909 im oberschlesischen Neiße geboren wurde - mit seinem Film "Serengeti darf nicht sterben": einer Dokumentation über das ostafrikanische Naturparadies mit seinen riesigen Herden aus Gnus und Zebras, die von zahlreichen Fleischfressern wie Löwen, Hyänen oder Leoparden gejagt werden. Der Film erhielt einen Oskar und zahlreiche weitere Auszeichnungen. Er wurde in 60 Ländern gezeigt und das dazugehörige Buch in 23 Sprachen übersetzt. Ärger gab es nur in Deutschland, wo sich die Filmbewertungsstelle Wiesbaden erst weigerte, das Werk mit dem Prädikat "wertvoll" auszuzeichnen. Sie störte sich an den Sätzen "Es wäre besser um die Welt bestellt, wenn die Menschen sich wie Löwen benähmen" und dass die Erhaltung der letzten Zebraherden für die Menschheit ebenso wichtig sei wie die Erhaltung der Akropolis oder des Petersdoms in Rom. Grzimek blieb jedoch standhaft, und die Filmbewertungsstelle gab schließlich nach. © Okapia (Ausschnitt) Wegweisende Forschung | Grundlage des epochalen Dokumentarfilms bildete eine ebenso wegweisende Forschungsarbeit, die Bernhard Grzimek gemeinsam mit seinem Sohn Michael ab 1957 durchführte: die Zählung wild lebender Tiere aus der Luft. Extra zu diesem Zweck lernt der studierte Zoologe und Tiermediziner noch mit 48 Jahren das Fliegen. Erstmals konnten Vater und Sohn damit nicht nur die annähernd exakte Größe der Tierherden in der Serengeti dokumentieren, sie spürten damit auch deren Wanderwegen nach. Ihre Ergebnisse bildeten später die Grundlage für die Größe und Lage des Serengeti-Nationalparks. Für diesen Erfolg musste die Familie allerdings einen bitteren Preis bezahlen: Während eines Kontrollflugs verunglückt Michael Grzimek 1959 tödlich. Er wird am Ngorongoro-Krater beigesetzt, wo auch sein Vater 30 Jahre später seine letzte Ruhe finden soll. © Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) / Norbert Guthier (Ausschnitt) Gnus in der Serengeti | Die Serengeti lebt! Das lässt sich heute guten Gewissens sagen, auch wenn manche Probleme weiterhin bestehen und neue hinzugekommen sind. In den letzten 50 Jahren sind die Herden der Gnus und der Zebras jedoch enorm gewachsen, und die Wilderei wurde erfolgreich eingedämmt. Wie seit Tausenden von Jahren wandern die Huftiere und mit ihnen ihre Fressfeinde über die weiten Ebenen der tansanische Savanne - bestaunt von zahlreichen Touristen. Die seit Bernhard Grzimeks Arbeit in Ostafrika verstärkt im Naturschutz tätige Zoologische Gesellschaft Frankfurt versucht vor Ort tatkräftig Grzimeks Erbe am Leben zu erhalten. So soll der Tourismus in der Serengeti in verträgliche Bahnen geleitet und Konflikte zwischen der Landbevölkerung außerhalb des Parks und den ziehenden Wildtieren minimiert werden. © Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) / Norbert Guthier (Ausschnitt) Sonnenuntergang in der Serengeti | Längst haben Grzimeks "Erben" Ostafrika verlassen und betreut die Zoologische Gesellschaft Frankfurt heute Projekte in 30 Ländern rund um den Globus - was ganz im Sinne des ehemaligen Zoodirektors von Frankfurt sein dürfte. In der über Jahrzehnte laufenden Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere" und mit der Zeitschrift "Das Tier" entführte er Zuschauer und Leser immer wieder an exotische Plätze und stellte deren Tiere vor. Bis zu 70 Prozent aller Fernsehkonsumenten erreichte er mit manchen Beiträgen. Viele davon spendeten auch reichlich für seine Naturschutzvorhaben - selbst heute noch gehen der Stiftung Erbschaften zu, die sich auf die Sendung berufen. Schon in den 1960er und 1970er Jahren nutzt Grzimek außerdem das Massenmedium Fernsehen für die Einflussnahme auf Politik und Wirtschaft: Mit Appellen wendet er sich gegen die Massentierhaltung, das Töten von Robben in Kanada oder Pelzmäntel - lange bevor Greenpeace oder andere auf der Bildfläche erschienen. © Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) / Norbert Guthier (Ausschnitt) Berggorilla | Ein besonderes Verhältnis entwickelte Bernhard Grzimek unter anderem zu den Menschenaffen, was auch in seiner Vergangenheit begründet liegt: Während des Zweiten Weltkriegs, als er mit seiner Familie in Berlin lebte, beherbergte er einige Schimpansen und einen kleinen Orang-Utan, die aus dem Zoo ausgebombt worden waren. Auch später brachte er immer wieder Affenbabys in seine TV-Sendung. Die Zoologische Gesellschaft engagiert sich denn auch besonders intensiv im Schutz der Menschenaffen - so wie im Virunga-Nationalpark im Kongo, wo etwa die Hälfte aller Berggorillas lebt. Kriege, Fallenstellerei und Abholzung für Landwirtschaft und Holzkohlegewinnung bedrohen das Schutzgebiet. Durch das Engagement der lokalen Ranger, die mitunter unter Einsatz ihres Lebens das Reservat zu schützen versuchen, gelang es immerhin den Bestand der Tiere zu sichern und sogar zu vergrößern. © Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) / Norbert Guthier (Ausschnitt) Orang-Utan | Wohl noch schlechter als um die Gorillas steht es um die Orang-Utans von Borneo und Sumatra: Ihr Lebensraum muss Ölpalmplantagen Platz schaffen, und die Affen werden als exotische Heimtiere gehandelt. Beschlagnahmte Individuen werden hin und wieder in geeigneten Lebensräumen ausgewildert, wobei zunehmend Platzmangel herrscht: Zuviel Wald wird abgeholzt. Auf Sumatra engagiert sich die ZGF deshalb für die Ausweitung eines Nationalparks, in dem einige der roten Waldwesen eine neue Heimat finden sollen © Daniel Lingenhöhl (Ausschnitt) Galapagos-Riesenschildkröte | Grzimek engagierte sich bald auch außerhalb Afrikas - etwa auf den Galapagos-Inseln vor der ecuadorianischen Küste. In der Wiege der Evolution bedrohen eingeschleppte Ziegen, Esel, Schweine und Hunde die einzigartige Tierwelt aus Riesenschildkröten, Landleguanen und Meerechsen, Darwinfinken und Blaufußtölpeln. Mit Spendengeldern half er die Charles-Darwin-Forschungsstation mit aufzubauen und unterstützte er die Zuchtprogramme für die gefährdeten Reptilien der Eilande. Mit Erfolg: Auf vielen Inseln gelang es, die schädlichen Säugetiere wieder zu entfernen, so dass Echsen und Schildkröten wieder bessere Überlebenschancen haben. Mit Hilfe ausgewilderte Nachzuchten wuchsen die Bestände der Tiere so stark an, dass dieses Programm wegen der guten Resultate 2008 vorerst eingestellt werden konnte. © Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) / Eva Klebelsberg (Ausschnitt) Saiga-Antilope | Der Blick von Grzimek richtete sich allerdings nie nur in ferne Länder, er mahnte auch in Deutschland und Europa mehr Naturschutz an - wohlwissend, dass die so genannte Zivilisation hier schon lange tiefe Spuren hinterlassen hat und Wildnis selten geworden ist. Anfang 1970 wird er von Bundeskanzler Willy Brandt zum Beauftragten der Bundesregierung für Naturschutz berufen - Grzimek wird quasi ein Vorläufer der heutigen Umweltminister. 1973 tritt er allerdings enttäuscht von diesem Posten zurück und gründet stattdessen zwei Jahre später mit Horst Stern und anderen Umweltschützern den Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) - heute einer der größten Verbände dieser Art in der Bundesrepublik. Auch die ZGF bleibt seiner Linie treu und kümmert sich um hiesige beziehungsweise europäische Naturschutzprojekte - von den Wildkatzen des Thüringer Waldes bis hin zu den letzten Saiga-Antilopen Kasachstans. © Klaus Brauner / Getty Images / iStock (Ausschnitt) Luchs | Zu den größten Erfolgen Grzimeks hierzulande zählt wohl die Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald, dessen Entstehung er quasi durch eine Finte in Gang setzte. Zusammen mit seinem Mitstreiter Hubert Weinzierl - lange Vorsitzender des BUND - besuchte er die bayerische Staatskanzlei, um Ministerpräsident Alfons Goppel den Nationalpark in Ostbayern abzutrotzen. Die Verhandlungen verstrichen ergebnislos, doch anschließend verkündete der Frankfurter Naturschützer vor laufenden Kameras: "Wir haben den Nationalpark beschlossen!" Am 7. Oktober 1970 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit und der erste deutsche Nationalpark eingerichtet - wenngleich ohne die Braunbären und Wölfe, die Grzimek hier wieder ansiedeln wollte. Heute leben immerhin wieder Luchse in Ostbayern und streichen immer wieder einzelne Wölfe über die tschechische Grenze. Und: Endlich darf sich auf einem Teil des Gebiets auch wieder echte Wildnis entwickeln und wird der Wald nicht mehr "aufgeräumt", sondern bleibt sich selbst überlassen. © Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) (Ausschnitt) Frankfurter Zoo | Bis zu seinem Tod galt Bernhard Grzimeks besondere Aufmerksamkeit dem Frankfurter Zoo, dem er von 1945 bis 1974 als Direktor vorstand: Unter seiner Ägide wurde der Tierpark nach dem Krieg nicht nur wieder aufgebaut, sondern in der Folge auch stark modernisiert. Dabei entstanden wegweisende Bauten, die teilweise bis heute Vorbilder für ähnliche Anlagen sind: So ließ Grzimek bereits 1966 ein Menschenaffenhaus mit Glasscheiben, aber ohne Gitter errichten, und erstmalig in Deutschland zeigte er Okapis - die seltenen Waldgiraffen aus dem Kongoregenwald. Heute gehört der Zoo Frankfurt zu den beliebtesten und wichtigsten Tiergärten Deutschlands. Den Aufschwung, den er seit der Jahrtausendwende durch zahlreiche neue Anlagen nahm, hat Bernhard Grzimek leider nicht mehr miterlebt: Er verstarb am am 13. März 1987 in Frankfurt am Main während der Tigernummer des Zirkus Althoff an Herzversagen.
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