Direkt zum Inhalt

Römerhelm: Vom Prunkstück zum Puzzle und zurück

Dank moderner Technik und traditioneller Handwerkskunst glänzt der Hallaton-Helm wieder – zumindest als Replik. Das Original trug einst ein römischer Kavallerist zu festlichen Anlässen.
Rekonstruktion des »Hallaton-Helms«

Original und Rekonstruktion des »Hallaton-Helms«

Im Herbst 2000 entdeckte ein pensionierter Lehrer nahe des Dorfs Hallaton in der mittelenglischen Grafschaft Leicestershire mehrere antike Münzen – die Spitze eines äußerst wertvollen Eisbergs, wie anschließende Grabungen zeigten. Mehr als 5000 zu Tage geförderte keltische und römische Münzen, Schmuck, rund 7000 Schweineknochen und Gebäudereste deuteten auf ein eisenzeitliches Heiligtum hin.

Ein Fund stach hervor: der Paradehelm eines römischen Reitersoldaten. Er war so stark korrodiert, dass ihn die Ausgräber im Block mitsamt der Erde bargen und ins Londoner British Museum brachten, wo er innerhalb eines knappen Jahrzehnts aus mehr als tausend Einzelteilen wieder zusammengesetzt wurde.

Welchen Glanz das Prunkstück einst ausstrahlte, vermittelt seit dem Frühjahr 2024 eine Replik, die neben dem Original im Harborough Museum in Market Harborough unweit von Leicester ausgestellt ist. Gefertigt hat sie Francesco Galluccio mit traditionellen Handwerkstechniken. Der Experte für den Nachbau römischer Rüstungen stützte sich allein auf 3-D-Scans, Zeichnungen und Vergleichsstücke.

Die Grundstruktur von Helm und Wangenklappen besteht aus Eisen. Wie die römischen Schmiede trieb Galluccio die plastischen Ornamente mit Hämmern und Punzen in ein Messingblech, das er dann mit dem Eisenhelm verband. Anschließend versilberte und vergoldete er es – ein Zugeständnis an die Kosten: Die Römer nutzten massives Silberblech und Blattgold.

Getragen wurden solche Helme bei feierlichen Anlässen. Wobei der Besitzer wohl nicht nur zum Paradieren nach Britannien gekommen war: Der »Hallaton-Helm« stammt aus der Mitte des 1. Jahrhunderts, der Zeit der römischen Invasion Britanniens. Vermutlich deponierten die Britannier den Helm als Opfergabe. Ob er als Geschenk oder Kriegsbeute zu ihnen gelangte, ist unbekannt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.