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Brasilien: Historische Dürre bedroht Amazonasgebiet

Weil es seit Monaten nicht geregnet hat, sind die Flüsse nur noch Rinnsale. Fische und Flussdelfine gehen zu Grunde, für die Menschen wird das Trinkwasser knapp. Ein Ende der Trockenheit ist noch nicht in Sicht.
Amazonas, Brasilien, Dürre

Der Río Negro ist nur noch ein Rinnsal

Brasilien erlebt derzeit eine der schwersten Dürren seiner Geschichte. Mächtige Flüsse sind nur noch dünne Rinnsale. Boote sind auf Grund gelaufen und stecken im Schlamm. Tote Fische treiben zu Tausenden in den verbliebenen Wasserpfützen. Der zweitgrößte Nebenfluss des Amazonas, der Río Negro, erreichte am Montag, den 16. Oktober 2023, den niedrigsten Stand seit Beginn der offiziellen Messungen vor mehr als 120 Jahren. Im Hafen der Millionenstadt Manaus sank der Wasserstand auf 13,5 Meter. Und das Wasser geht weiter zurück – um durchschnittlich 13 Zentimeter pro Tag. Das berichtet das brasilianische Nachrichtenportal »G1«. Im Juni 2021 war an dieser Stelle mit 30,02 Metern noch der höchste Stand aller Zeiten registriert worden.

Auf Grund der niedrigen Wasserpegel sind hunderte angrenzende Flussgemeinden isoliert. Die dort lebenden Menschen haben Schwierigkeiten, an sauberes Trinkwasser zu kommen. Die anhaltende Dürre ist wahrscheinlich auch die Ursache für den Tod von mehr als 100 Flussdelfinen im Tefé-See in der Nähe des Amazonas.

»In unserer Gemeinde hat es seit drei Monaten nicht mehr geregnet«, sagte ein Anwohner aus der Gemeinde Santa Helena do Ingles gegenüber dem Nachrichtendienst Reuters. In einigen Gebieten des Amazonas gab es nach Angaben des brasilianischen Katastrophenwarnzentrums von Juli bis September so wenig Regen wie seit dem Jahr 1980 nicht mehr. Die normale Trockenzeit wird derzeit noch von El Niño verstärkt. Das alle paar Jahre auftretende Wetterphänomen sorgt unter anderem im Norden von Brasilien für mehr Trockenheit und Hitze.

Laut der Umweltschutzorganisation WWF steht das Massensterben der Flussdelfine im Zusammenhang mit der Trockenheit. »Was mit den Delfinen geschieht, ist eine Warnung, dass der Amazonas dringend geschützt und der Kampf gegen den Klimawandel verstärkt werden muss«, hieß es in einer Stellungnahme. »Katastrophen wie diese können sich an anderer Stelle wiederholen, da die Region zunehmend ungünstigen Bedingungen ausgesetzt ist.«

Und nicht nur in Brasilien ist es außergewöhnlich trocken. Auch der Pegel des Titicacasees zwischen Peru und Bolivien liegt derzeit unter seinem historischen Tiefstand. Seit April sank der Wasserstand des Sees um mehr als einen halben Meter auf 3808,05 Meter über der Meeresoberfläche, wie aus Daten des peruanischen Wetterdienstes hervorgeht. Als Trinkwasserreservoir ist der See für die rund zwei Millionen Menschen in der Region von großer Bedeutung. Weil die Abwässer der umliegenden Städte und Bergwerke größtenteils ungeklärt in den See fließen, sinkt die Wasserqualität allerdings immer weiter.

Wie lange die Dürre in Brasilien noch anhält, ist unklar. Bereits Ende September hat der Bürgermeister von Manaus den Notstand ausgerufen. Die Behörden befürchten, dass sich die Situation erst gegen Ende November oder Anfang Dezember verbessern wird.

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