Hochnäsig
Brachiosaurus im Berliner Museum
Die großen, langhalsigen, pflanzenfressenden Dinosaurier wie der Brachiosaurus oder Diplodocus haben ihre Nasen im richtigen Leben viel höher getragen, als viele Dokumentationen und Museumsexponate uns weismachen wollen, glauben Dinosaurierforscher nach einer neuen Modellierung von Statik und Anatomie der Sauropoden-Wirbelsäule. Mike Taylor von der University of Portsmouth und seine Kollegen halten es nun weit eher für wahrscheinlich, dass es die ausgestorbenen Riesen – etwa wie heute Giraffen und Strauße – recht entspannt mit steil erhobenem Hals aushielten, anstatt ihren Kopf routinemäßig in einer vermeintlich energiesparenden und durchblutungsfördernden horizontalen Pose nach vorne zu senken.
Letzteres hatte sich als typische Sauropodenhaltung in populärwissenschaftlichen Darstellungen von Fernsehsendern bis hin zu Plastikspielzeugmodellen durchgesetzt. In einer wohl viel natürlicheren Haltung sei nach Meinung von Taylor hingegen das Brachiosaurus-Skelett im Museum für Naturkunde in Berlin aufgestellt, unter dem der Forscher sich hier fotografieren ließ: Der gereckte Kopf ragt fast 15 Meter über den Boden. Ein etwa so leistungsfähiges Herz-Kreislauf-System, wie es manche Organismen heute haben, würde ausreichen, stets genug Blut in ein dauernd ziemlich hoch liegendes Gehirn zu transportieren, meint Taylor.
Natürlich haben die Tiere ihren Hals zum Fressen und Trinken auch senken können, so die Forscher. Wenn sie aber ihre Wirbel genauso weit gegeneinander verschieben konnten, wie dies heute Giraffen und Straußen möglich ist, so ergebe sich ein deutlich höherer Grad an Beweglichkeit als bislang angenommen. Die Skelettvergleiche liefern zudem Hinweise auf einen deutlich nach oben gebogenen unteren Halsabschnitt, der wohl bei vielen Dinosauriern zu einer "elegant-schwanengleichen S-Kurvatur des Halses" beigetragen habe, schwärmt Taylor. Das, so der Forscher, sah ziemlich anders aus als die meisten der heutigen populären Nachbildungen.
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