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Hubble-Teleskop: Der Kleine Hantelnebel in neuem Licht

Der Kleine Hantelnebel ist wohlbekannt, da er auch Hobbyastronomen häufig als Fotomotiv dient. Zum 34. Jahrestag des Starts des Hubble-Teleskops wurde er nun besonders zauberhaft abgelichtet.
Der Kleine Hantelnebel M76

Stellarer Kannibalismus

Es gibt Objekte im All, die verlieren auch bei der wiederholten Aufnahme nichts von ihrem Zauber. Der Kleine Hantelnebel, auch Messier 76 genannt, gehört dazu. Seine Form erinnert ein wenig an die eines Schmetterlings oder eben einer Hantel. Er befindet sich in etwa 3400 Lichtjahren Entfernung im nördlichen Sternbild Perseus. Zum 34. Jahrestag des Starts des Hubble-Teleskops präsentiert die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA nun ein neues Bild dieses fotogenen Nebels.

M76 wird als Planetarischer Nebel klassifiziert, das heißt als eine sich ausdehnende Hülle aus heißen Gasen, die von einem sterbenden roten Riesenstern abgestoßen wurden. Der Name ist irreführend und historisch bedingt. Die Bezeichnung stammt daher, dass die Objekte in Teleskopen mit geringer Auflösung oft kugelförmig erscheinen und wie ferne Gasplaneten aussehen. Das vom sterbenden Riesenstern abgestoßene Material schuf im Fall von M76 eine dicke Scheibe aus Staub und Gas entlang der Ebene der Umlaufbahn eines hypothetischen Begleiters. Da dieser auf dem Hubble-Bild nicht zu sehen ist, ist zu vermuten, dass er vom Zentralstern verschluckt wurde. Die Scheibe gilt als ein forensischer Beweis für diesen stellaren Kannibalismus. Der verbliebene Stern ist gerade dabei, zu einem extrem dichten und heißen Weißen Zwerg zu kollabieren. Mit einer Temperatur von knapp 140 000 Grad Celsius, dem 24-Fachen der Oberflächentemperatur unserer Sonne, ist das Zentrum des Kleinen Hantelnebels einer der heißesten bekannten Überreste eines Sterns.

Entlang der Rotationsachse des Sterns, die senkrecht zur Scheibe steht, entweichen zwei Flügel aus heißem Gas. Sie werden von dem Materialausfluss des sterbenden Sterns angetrieben und rasen mit etwas mehr als drei Millionen Kilometern pro Stunde durch den Weltraum. Mit dieser Geschwindigkeit würde man in etwas mehr als sieben Minuten von der Erde zum Mond gelangen. Dieser Sternwind pflügt durch kühleres, sich langsamer bewegendes Gas, das bereits ausgestoßen wurde, als der Stern noch ein Roter Riese war. Die heftige ultraviolette Strahlung des Sternüberrestes bringt die Gase zum Glühen: Die rote Farbe stammt vom Stickstoff, die blaue vom Sauerstoff. Im Vergleich zum Alter unseres Sonnensystems von 4,6 Milliarden Jahren ist der gesamte Nebel aber lediglich ein Strohfeuer. Er wird in etwa 15 000 Jahren wieder verschwunden sein.

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