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Ibis im Jenseits

Gestopfte Ibismumien

Gestopfte Ibismumien

Auch nach dem Tod sollten die heiligen Ibisvögel offenbar keinen Hunger leiden, wie kanadische Anthropologen nun belegen: Ägyptische Einbalsamierer platzierten wohl aus diesem Grund kleine Leckerbissen in die Mägen von Vogelmumien.

Mit Hilfe eines Computertomografen durchleuchtete der Anthropologe Andrew Wade von der University of Western Ontario (London, Kanada) drei mumifizierte Ibisse. Die Leinenbündel aus dem Peabody Museum of Natural History in New Haven und dem Redpath Museum in Montreal lassen sich grob in die griechisch-römische Zeit Ägyptens (zirka 3. Jahrhundert v. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) datieren. Anhand der CT-Aufnahmen stellte er fest, dass die Organe der Vögel rektal oder durch die geöffnete Bauchhöhle entnommen worden waren. Anschließend war der einbalsamierte Magen dann samt Inhalt wieder an seine natürliche Lage platziert worden – nicht aber, ohne ihn zuvor zusätzlich mit Wasserschnecken oder Getreidekörnern zu stopfen.

"Dass man nach Entfernen der Eingeweide Vogelfutter in die Körper gelegt hat, blieb bislang unbemerkt – wahrscheinlich beabsichtigten die Ägypter damit, die Ibisse mit vollem Magen ins Jenseits zu schicken", so Wade. Zudem betont der Forscher, dass bei der Mumifizierung offenbar großer Wert auf solche Organe gelegt wurde, die für ein sicheres Weiterleben der Vögel nach dem Tod sorgen sollten.

Vergleichbares kennen Wissenschaftler bislang nur von zwei weiteren Ibismumien – die eine entdeckten Archäologen 2006 im ägyptischen Abydos, die andere befindet sich im Metropolitan Museum of Art in New York: Bei beiden waren die Schnäbel mit mehreren Wasserschnecken gefüllt worden.

Der Ibis galt im alten Ägypten als heiliges Tier des Gottes Thoth. Vor allem im Verlauf des 1. Jahrtausend v. Chr. wurden ihm mumifizierte Vögel als Weihgeschenke dargebracht und in Felskatakomben niedergelegt. Allein in einer Kultstätte in Sakkara stießen Archäologen auf rund 1,75 Millionen solcher einbandagierter Vogelleichen.

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