Direkt zum Inhalt

Inkamumie »Juanita«: Das Mädchen aus dem Eis

Rund 500 Jahre nachdem sie einem blutigen Ritual zum Opfer gefallen war, ist eine junge Inkafrau wieder auferstanden – als lebensechte Rekonstruktion in einem Museum.
Juanita

Juanita in Inkatracht

Um die Götter milde zu stimmen, Katastrophen zu verhindern oder Ernteerfolge zu erbitten, opferten die Inka auch das, was ihnen vielleicht am wertvollsten erschien: ihre eigenen Kinder. Während des Capacocha-Rituals töteten Priester des südamerikanischen Volks besonders makellose Mädchen und Jungen aus allen Teilen des Reichs. Der Nachwuchs, der zumeist auf Berggipfeln seine letzte Reise antrat, wohlgenährt und unter Drogen stehend, sollte im Jenseits den Göttern dienen.

Eine junge Frau, die auf diese Weise vor rund 500 Jahren ums Leben gekommen war, entdeckte Johan Reinhard 1995 auf dem über 6000 Meter hohen Andengipfel Ampato. Der US-Anthropologe stapfte mit dem Bergführer Miguel Zárate über das eisige Geröllfeld im Krater des Vulkans und fand dort die Mumie eines etwa 14-jährigen Mädchens.

Die eisige und trockene Umgebung hatte die in feines Gewebe gehüllte Leiche des »Mädchens vom Ampato« konserviert. Körper und Textilien, etwa ein Schal aus Alpakawolle, waren gut erhalten. Wissenschaftler identifizierten in ihrem Magen sogar Reste ihrer letzten Mahlzeit, ein Gemüsegericht. Risse an der rechten Seite des Schädels deuteten darauf hin, dass Juanita – wie sie in Anlehnung an ihren Entdecker auch genannt wird – durch einen Keulenschlag gestorben ist.

Ihr guter Erhaltungszustand erleichterte es dem schwedischen Archäologen Oscar Nilsson, im Rahmen eines peruanisch-polnischen Projekts das Gesicht der jungen Frau nachzubilden. Er vermaß Augen- und Nasenhöhlen und verwendete Daten aus CT-Untersuchungen, um eine Kopie des Schädels zu drucken. Das Replikat überzog er mit Ton und modellierte ein Gesicht, das er schließlich in Silikon goss. Die fertige Büste steht heute im Museo Santuarios Andinos in Arequipa, wo auch die Mumie in einer gläsernen Kühlkammer ausgestellt ist.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.