Innere Schönheit
Das Moos des Jahres 2008
Lange Jahre befand sich das hübsche Goldhaarmoos auf Grund starker Luftverschmutzung auf der Roten Liste der bedrohten Moose. Die empfindlichen Gewächse reagieren wie auch Flechten sehr sensibel auf einen erhöhten Gehalt an Schwefel- und Stickstoffoxiden in der Umgebung. Was für die Pflänzchen häufig den Untergang bedeutet, macht sie für die Wissenschaft interessant: als so genannte Zeigerorganismen, um die Stärke der Luftbelastung zu untersuchen.
Die fortschreitende Industrialisierung hatte das "Moos des Jahres 2008" in der Vergangenheit aus weiten Teilen Europas vertrieben. Eine passende Heimat fand Orthotrichum pulchellum darum lange nur in der frischen Brise der Küstenregionen von Mitteleuropa. Doch nun tritt es mit einigen anderen Familienmitgliedern der Goldhaarmoose den Siegeszug in Richtung Süden an, besiedelt Feld- und Waldbäume und sucht sich auch in früheren Ballungsräumen ein neues Wohnplätzchen.
Die systematische Einordnung der Goldhaarmoose gestaltet sich allerdings sogar für Fachleute äußerst schwierig. Allein die Kapsel hilft bei der Bestimmung der rund 35 europäischen Arten. Moose bilden diese kelchförmigen Auswüchse (Bild rechts oben) zur Verbreitung ihrer Sporen, aus denen in einem neuen Fortpflanzungszyklus eine junge Pflanze entsteht.
Wie ein Deckel liegt die so genannte Calyptra auf der Kapsel und verhindert, dass die Sporen zu früh entlassen werden. Im richtigen Moment öffnet sie sich und offenbart einen klaren Blick auf die verborgene Schönheit des zierlichen Gewächses: die orangeroten Kapselzähne. Sie sind das typische und untrügliche Merkmal von O. pulchellum – dem hübschen Goldhaar aus dem Norden.
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