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James-Webb-Teleskop: Blauer Planet im infraroten Licht

Das JWST hat einen genauen Blick auf einen fernen Bewohner des Sonnensystems geworfen. Uranus' weiße Polkappe ähnelt der unserer Erde – und ist doch gänzlich anders.
Gasplanet, kein Glasplanet

Gasplanet, kein Glasplanet

Als die NASA-Sonde Voyager 2 Mitte der 1980er Jahre erstmals ein Foto von Uranus aus der Nähe schoss, zeigten sich in der Atmosphäre des Gasplaneten keinerlei Strukturen. Die NIRCam des James-Webb-Weltraumteleskops liefert mit ihren Aufnahmen im nahen Infrarot jedoch einen gänzlich anderen Eindruck von der Hülle des Gasplaneten: Die weißen Wolken verraten, dass das Geschehen in der Atmosphäre deutlich dynamischer ist, als die alten Aufnahmen damals vermuten ließen. Auch die beiden kreisrunden Flecken, die wie Spiegelungen einer Lichtquelle wirken und dem Planeten das Aussehen einer Glaskugel verleihen, sind in Wahrheit Wolken, in denen wohl Stürme tosen. Das erläutert das Space Telescope Science Institute (STScI) in seiner Mitteilung zu dieser Aufnahme.

Am auffälligsten ist jedoch der ausgedehnte weiße Bereich auf dem hier frontal gezeigten Nordpol des Planeten. Es hat sich dort eine »Polkappe« gebildet, allerdings nicht aus Schnee oder Eis wie auf der Erde. Denn während des aktuell herrschenden Sommerhalbjahrs auf der Nordhalbkugel steht die Sonne nahezu senkrecht über dem Pol – und das ununterbrochen, über Jahre hinweg. Entsprechend warm dürfte es dort sein, sofern man bei einem Eisriesen wie Uranus von »warm« sprechen kann. Was genau die weiße Struktur auslöst, sei aber immer noch ein Rätsel, heißt es beim STScI. Man kenne sie bislang auch nur von Uranus.

Der Grund für seine ungewöhnlichen Jahreszeiten ist seine seltsam verschobene Rotationsachse. Der Planet liegt sozusagen auf der Seite und rollt scheinbar durchs All. 84 Jahre benötigt er für einen Umlauf. Derzeit ist der Südpol des Uranus in dauerhafte Dunkelheit getaucht. Als vor 35 Jahren die Voyager-Sonde den Planeten passierte, war es genau umgekehrt.

Nur wenigen Instrumenten gelingt es außerdem, die Ringe des Uranus in dieser Deutlichkeit abzulichten. 11 der bekannten 13 Ringe sind in diesem Bild sichtbar, auch wenn sie in dieser 12-minütigen Belichtung teils zu einzelnen, dicken Ringen verschmelzen. Dieses Bild der NIRCam setzt sich aus den Daten zweier Filter zusammen, die in Blau und Orange dargestellt wurden und sich zu dem bläulichen Leuchten des Planeten kombinieren, das dem Aussehen des Planeten im sichtbaren Licht recht nahekommt. Mehr zu den neuesten Entdeckungen des »James Webb« sammeln wir in unserem Slowblog.

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