Kalte Schwester
La Niña
Momentan beherrscht La Niña den östlichen Pazifik vor der Küste Südamerikas – und sorgt damit weltweit für Klimakapriolen. Sie ist die kalte, aber weniger bekannte Schwester von El Niño, dem klimatischen und ozeanischen Phänomen, das in regelmäßigen Abständen dem Planeten einheizt, südamerikanischen Wüsten ausgiebig Regen schenkt und die Regenwälder Südostasiens dürsten lässt.
La Niña dagegen kehrt die Verhältnisse um und sorgt dafür, dass sich die "normalen" Bedingungen im Pazifik wieder einstellen: Zwischen Südamerika und Asien bilden sich die üblichen Luftdruckgegensätze aus, und einem starken Hoch vor Peru und Ecuador steht ein Tief über den Inselwelten Asiens gegenüber. Starke Passatwinde sind die Folge, die das Oberflächenwasser des Pazifiks nach Westen drücken und somit vor den Küsten der Andenstaaten kaltes Auftriebswasser zum Vorschein bringen. An den Küsten Perus und Teilen Ecuadors dominiert nun wieder kaltes, trockenes Wetter, während auf Indonesien und die Philippinen ergiebige Niederschläge prasseln.
Allerdings überdreht "das Mädchen" auch etwas – wenngleich nicht so stark wie El Niño, dessen Erscheinen immer wieder von katastrophalen Waldbränden oder Fluten begleitet wird. La Niña dagegen lässt es vor allem in feuchten Gebieten noch stärker regnen, trocknet Wüsten wieder stark aus. Ihre fatalste Fernwirkung hat sie womöglich auf Hurrikane, denn sie schafft Klimabedingungen, die die Entstehung der Wirbelstürme im Atlantik begünstigt.
Ansonsten wirkt La Niña – die bislang stärkste seit 20 Jahren – aber vor allem abkühlend, wie die Karte von John Christy und seinen Kollegen von der University of Alabama zeigt. In vielen Teilen der Welt liegen in der Hochphase der pazifischen Anomalie die Temperaturen unter dem langjährigen Durchschnitt (blaue Töne). Besonders betroffen sind davon vor allem die Ozeane wie der Pazifik oder das Nordpolarmeer, die teilweise mehr als drei Grad Celsius kühler sind als in anderen Jahren. Gedämpft werden die Temperaturen zudem in großen Teilen Nord- und Südamerikas, dem südlichen Afrika sowie Südostasien. Deutlich wärmer wird es dagegen in Zentralasien und Ostsibirien (rote und gelbe Farben), wo ein Temperaturplus bis 6,5 Grad Celsius zu erwarten ist.
Im globalen Rahmen dämpft La Niña zeitweilig die Aufheizung des Planeten. Experten gehen deshalb davon aus, dass das Jahr 2008 kühler ausfallen wird als 2007 und dessen Vorgänger. Die Jahre seit 2000 gelten mit als die wärmsten seit 130 Jahren und damit seit Beginn der modernen Klimaaufzeichnungen.
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