Kleine Alge, große Wirkung
Kieselalge
CF8 ist ein Glücksfall. Obwohl der See in der Arktis liegt und er in der Vergangenheit mehrfach komplett zufror, haben Gletscher ihn nie ausgeräumt: Das Eis lag einfach nur über seinen Sedimenten. Und deshalb konnten nun Wissenschaftler 200 000 Jahre in die Vergangenheit blicken, als sie Bohrkerne aus dem Untergrund zogen – 80 000 Jahre länger als bei allen bisher aus dem grönländischen Eis gezogenen Proben.
Zwei Eis- und drei Warmzeiten konnten Yarrow Axford von der University of Colorado in Boulder und seine Kollegen ausmachen, deren Spuren im Sand und Schlamm sich lange Zeit weit gehend glichen. Seit 50 Jahren finde jedoch eine gehörige Umwälzung ab, die im Vergleich zu den Jahrtausenden zuvor beispiellos sei, schreiben die Geowissenschaftler.
Obwohl sich die Arktis momentan wegen leicht veränderter Erdachsenneigungen eigentlich abkühlen müsste, zeigt die Seeumwelt deutliche Spuren der Erwärmung – etwas, das es in den 200 Jahrtausenden zuvor nicht gegeben hatte. Zu den Opfern des Klimawandels auf der kanadischen Insel Baffin gehören beispielsweise verschiedene Mückenarten, die all die Zeit im See gut gelebt haben, sobald er zeitweise aufgetaut ist. Seit etwa 1950 verschwinden sie zusehends, und zwei an kälteste Bedingungen angepasste Spezies sind sogar lokal ausgestorben.
Auf der anderen Seite profitieren Kieselalgen: Sie waren stets sehr selten, und ihre Überreste tauchen kaum in den Sedimenten auf. Erst in den letzten Jahrzehnten breiten sie sich massiv aus – ein weiteres kleines Puzzleteilchen für die Forscher, dass sich in der Arktis momentan Großes tut. (dl)
Axford, Y. et al.: Recent changes in a remote Arctic lake are unique within the past 200.000 years. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0907094106, 2009.
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