Kletterkünstler
Affe im Baum
Orang-Utans sind so geschickt, dass sie selbst noch die süßesten Früchte am Ende eines dünnen Zweigleins erreichen – und dabei auf Ästen balancieren, die unter ihrem Gewicht wild schwanken. Warum sie dabei nicht abstürzen und sich alle Knochen brechen, haben nun Susannah Thorpe von der University of Birmingham und ihre Kollegen beobachtet.
Die rotbraunen Menschenaffen klettern mit einem unregelmäßigen Rhythmus durch das Geäst und verhindern dadurch, dass die Pflanze ins Schwingen gerät – so wie es auf Brücken passiert, über die zu viele Menschen im gleichen Schritt marschieren. Orang-Utans bewegen sich ein Stückchen auf allen Vieren über den Ast, richten sich dann und wann auf und halten sich mit den Händen fest, bis sie weiter klettern. Oder aber sie versteifen ihren Untersatz, indem sie mit allen vier Gliedmaßen Zweige greifen und Spannung aufbauen. All das geschieht relativ langsam und erschüttert das Geäst wenig.
Nur wenn sie Lücken zwischen Bäumen überwinden wollen, schwingen sie ihren Ast mit zunehmender Vehemenz hin und her, bis er dem Ziel zum Greifen nahe kommt – Sprünge scheiden wegen des Gewichts der Primaten aus. Die Geschlechter und Generationen unterscheiden sich dabei deutlich, wie Thorpe bemerkt hat: Junge Männchen wagen deutlich mehr als die vorsichtigen Weibchen. (dl)
Thorpe, S. et al.: Orangutans employ unique strategies to control branch flexibility. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0811537106, 2009.
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