Klimawandel: Weniger Schnee war selten
Satellitenbild vom schneelosen Alpenraum
Eigentlich braucht es keinen fotografischen Beleg mehr. Die frühlingshaften Temperaturen sprechen für sich. Europa verzeichnete in den zurückliegenden Wochen eine in Ausmaß und Stärke einzigartige Wetteranomalie. Um fast vier Grad Celsius schlugen die Temperaturen am Neujahrstag den bisherigen Höchstwert. Wirklich winterliches Wetter ist laut Deutschem Wetterdienst zumindest im Flachland noch immer nicht in Sicht. Einzig in höheren Lagen kann es im Verlauf der Woche ein paar Zentimeter Neuschnee geben. Als wäre das nicht bereits katastrophal genug, stellen der Schneemangel und seine Folgen zusätzlich die gesamte Wintersport-Branche vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen. Ein aktuelles Satellitenbild, das die Europäische Weltraumagentur (ESA) gerade veröffentlicht hat, zeigt die grün-graue Berglandschaft rund um die Skigebiete Flims, Laax und Falera in der Schweiz.
Auf dem Satellitenbild der Mission Copernicus Sentinel-2 ist Schnee nur auf den Gipfeln oberhalb von 2000 Metern zu erkennen, während die Skipisten unterhalb dieser Höhe weitgehend auf Kunstschnee angewiesen sind. Die künstlichen Pisten sind als dünne, weiße Linien zu sehen. Wegen des anhaltend warmen Wetters mussten in Garmisch-Partenkirchen nun sogar die alpinen Skirennen abgesagt werden. Sieht so die Zukunft aus?
Wintersportparadiese schwinden zunehmend, wie ein internationales Forschungsteam in einer im Jahr 2022 veröffentlichten Studie zeigte. Ohne eine massive Verringerung der Treibhausgasemissionen wären die meisten der bisherigen Gastgeber von Olympischen Winterspielen im Jahr 2050 nicht mehr in der Lage, die Spiele erneut auszurichten.
»Es gibt in Europa keine Skigebiete mehr, die schneesicher sind«, sagte Carmen de Jong, Professorin für Hydrologie an der Universität Straßburg, der Deutschen Presse-Agentur. Schneesicher bedeute für sie, zwischen dem 1. Dezember und dem 30. März jederzeit Ski fahren zu können. Die Gegend dürfe dabei weder von Kunstschnee abhängig sein noch von Schnee, der zum Wettkampfort transportiert werde.
Der milde Winter trifft vor allem die Alpengebiete hart. Für die oftmals kilometerlangen Pisten wird enorm viel Schnee benötigt. Rennen in Sölden, Zermatt, Lech, Beaver Creek, Gröden, Zagreb und Garmisch wurden abgesagt. Bei den Nordischen Kombinierern traf es mit Klingenthal und Chaux-Neuve bislang zwei von sechs Austragungsorten. Die Biathleten in Ruhpolding mussten vergangene Woche lange zittern.
So ein Weltcup-Wochenende spült Geld in verschiedenste Kassen. Gastronomen, Beherbergungsbetriebe und Einzelhändler profitieren von den tausenden Ski-Fans, die in kleine Wintersport-Orte wie Garmisch, Hinterzarten oder Klingenthal pilgern. Die Verbände kassieren bei den TV-Einnahmen ab. Die wirtschaftlichen Schäden einer Absage sind kaum zu beziffern.
Doch letztlich bestimmt die Natur die Regeln. Kein Geld der Welt kann Schnee ersetzen. Vielmehr müssen die Anstrengungen im Klimaschutz verschärft werden. Damit auch die Kinder von morgen noch Schneemänner bauen, rodeln und Ski fahren können.
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