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Tenochtitlan: Wo der Adler mit der Schlange kämpft

Eine digitale Rekonstruktion lässt die aztekische Hauptstadt Tenochtitlan auferstehen. Sie zeigt, wie vor 500 Jahren hunderttausende Menschen inmitten eines Sees lebten.
Tenochtitlan

Tenochtitlan in alter Pracht

Dort, wo ein Adler auf einem Kaktus mit einer Schlange kämpft, würden sie sich niederlassen. Das soll der Sonnengott Huitzilopochtli den Azteken prophezeit haben, als er sie auf die Suche nach einer neuen Heimat schickte. 200 Jahre später fand das Volk, das sich selbst als Mexica bezeichnete, den verheißungsvollen Ort. Er lag etwa 2200 Meter hoch auf einer Insel im salzigen Texcoco-See. An dieser Stelle gründeten die Azteken 1325 ihre neue Hauptstadt: Tenochtitlan.

Um 1500 lebten hier hunderttausende Menschen auf teils künstlich geschaffenen Inseln, die durch Brücken, Dämme und ein Netzwerk rechtwinklig angeordneter Straßen und Kanäle untereinander verbunden waren. Auch zur eingemeindeten Zwillingsstadt Tlatelolco und aufs Festland führten Wege. Das Zentrum bildete der Templo Mayor, auf dessen 60 Meter hoher Pyramide sich zwei Heiligtümer für Huitzilopochtli und den Regengott Tlaloc befanden. In unmittelbarer Nähe des heiligen Bezirks residierten die jeweiligen Herrscher in Palästen mit Bibliotheken, Gärten und sogar Zoos.

Wie eindrucksvoll Tenochtitlan ausgesehen haben muss, bevor spanische Konquistadoren und einheimische Feinde es im Jahr 1521 zerstörten, zeigt der Niederländer Thomas Kole auf seiner Website. Der Grafikkünstler und Videospieleentwickler hat die Stadt, ihre Architektur und die Seenlandschaft, in der sie lag, auf Basis umfangreicher wissenschaftlicher Recherche digital nachgebildet.

Im 21. Jahrhundert ist das alte Tenochtitlan fast vollständig unter der 22-Millionen-Metropole Mexiko-Stadt verschwunden, die Gewässer wurden trockengelegt. Nur der Verlauf mancher Straßen zeichnet noch das alte Wegenetz nach. Und auch der Adler, der eine Schlange verschlingt, ist bis heute gegenwärtig: Er prangt auf der Nationalflagge Mexikos.

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