Langsam nach oben
Anden
Eine ungewöhnliche Perspektive bietet dieses Satellitenbild: Von Feuerland aus blickt man nach Norden den südamerikanischen Kontinent hinauf an den eisbedeckten Gipfeln der chilenischen Kordilleren entlang zum wüstenhaften Altiplano Boliviens und Perus. Knapp 7000 Meter ragen die höchsten Gipfel empor, und lange galt der von Alexander von Humboldt bis fast ganz nach oben bestiegene Chimborazo sogar als höchster Berg der Erde. Dann liefen ihm die Achttausender des Himalajas den Rang ab.
In welchem Tempo die Anden aufstiegen, sorgt in der Geologenszene aber für steten Streit: Schossen sie – in tektonischem Sinne – rasch in 7 bis 10 Millionen Jahren in die Höhe? Oder benötigten sie doch 40 Millionen Jahre bis zu heutigen Dimensionen? Sauerstoffisotopenmessungen in Kalkgestein unterstützten in den letzten Jahren die Anhänger der Hochgeschwindigkeitstheorie.
Nun aber widersprechen Christopher Poulsen von der University of Michigan in Ann Arbor und seine Kollegen, nachdem sie Klimadaten, Isotopengehalte und andere Werte in ihre Modelle eingespeist hatten. Ihr Schluss: Als die Anden etwa 70 Prozent ihrer heutigen Höhe erreicht hatten, stieg die Niederschlagsmenge rapide an. Dadurch verschob sich das kritische Verhältnis zwischen den verschiedenen Sauerstoffisotopen drastisch – und verfälschte die Altersbestimmung. Statt des Expresslifts schlugen die Kordilleren also doch die gemächliche Gangart ein. (dl)
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