Laos: Ein Mensch in der Affenhöhle
Ein Mensch in der Affenhöhle
Tam Pà Ling, Affenhöhle, heißt der Fundplatz, in dem ein Forschungsteam nun die wohl bislang ältesten Überreste des anatomisch modernen Menschen in Asien gefunden hat. Offenbar fühlte sich der ursprünglich aus Afrika ausgewanderte Homo sapiens bald auch im tropischen Asien heimisch, etwa hier, auf gut 1000 Meter Höhe im Truong-Son-Gebirge. Der tiefe Einschnitt im Karst bot den Menschen vermutlich eine Heimstatt für Zeiten, in denen es sich im Freien nicht gut aushalten ließ.
Seit 2009 graben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die tiefsten Sedimentschichten der Höhle, die über Jahrtausende vom Monsunregen geschaffen wurden. Schon früh kamen dabei auch menschliche Fossilien zum Vorschein. Nun entdeckte ein Team um Laura Shackelford von der University of Illinois at Urbana-Champaign und Fabrice Demeter von der Universität Kopenhagen Bruchstücke eines Schädels und eines Schienbeins. Laut der Datierung, die die Gruppe im Fachmagazin »Nature Communications« vorstellt, sind die Knochen zwischen 86 000 und 68 000 Jahre alt. Demnach kam der moderne Homo sapiens bei seinen ersten Auswanderungswellen, die vorrangig durch Funde im Nahen und Mittleren Osten belegt sind, sogar bis nach Südostasien. Hier sind Überbleibsel dieser frühen Anwesenheit dünn gesät. Zahnfunde aus China könnten noch älter sein, allerdings gebe es Zweifel an deren Datierung, schreiben die Wissenschaftler.
Die allerersten asiatischen Vertreter der Gattung Mensch waren die Bewohner der Tam Pà Ling im Übrigen ziemlich sicher nicht. Bereits viel früher gelangten Angehörige anderer Homo-Arten hierher, darunter Homo erectus und die Denisovaner. Inwiefern sich die Nachfahren jener Pioniere aus der Tam-Pà-Ling-Höhle dauerhaft etablieren konnten, ist noch nicht abschließend geklärt. Genetische Daten sprechen dafür, dass die Vorfahren der heutigen Asiaten und Asiatinnen eher im Zuge einer späteren Migration in die Region kamen.
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