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Machtsymbol: Klapphocker im Grab

Kompakt und praktisch – Klappstühle gibt es seit der Antike, nur saßen damals meist Würdenträger auf den Hockern. In Bayern haben Archäologen nun ein seltenes, 1400 Jahre altes Exemplar entdeckt.
Klapphocker in einem 1400 Jahre alten Grab im bayerischen Endsee.

Klein, kleiner, Klappstuhl

Was heute viele als praktisches Camping-Utensil schätzen, war in der Antike das Statussymbol hoher Herrschaften: der Klapphocker. Ein 1400 Jahre altes Exemplar aus Eisen haben Archäologen jüngst aus einem Grab im bayerischen Endsee geborgen. Solche frühmittelalterlichen Klappstühle haben im Original Seltenheitswert. Bislang sind nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege aus Deutschland nur zwei Falthocker bekannt.

Von dem ungefähr 70 mal 45 Zentimeter großen, zusammengelegten Stuhl ist offenbar lediglich das eiserne Gestell erhalten. Die Sitzfläche, die vermutlich aus einem organischen Stoff wie Textil oder Leder bestand, scheint vergangen zu sein. Für eine endgültige Einschätzung muss aber die Analyse der Restauratoren abgewartet werden. Sie planen, die Überreste des Klapphockers zu röntgen, um auch mögliche Dekorelemente ausfindig zu machen.

Der Hocker fand sich bei Grabungen im Gewerbepark von Rothenburg-Endsee, einem Ort zwischen Würzburg und Ansbach. Das Möbelstück (im Bild links) lag im Grab einer Frau, die um 600 n. Chr. mit Schmuck und Fibeln bestattet worden war. Eine vorläufige anthropologische Untersuchung des Skeletts ergab, dass die Frau im Alter von 40 bis 50 Jahren gestorben war. Da sie mit einem Klapphocker begraben wurde, gehen die Experten vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege davon aus, dass sie einer höheren Gesellschaftsschicht angehört hatte.

Klapphocker waren in der Antike und im Frühmittelalter meist ein Zeichen für Menschen von hohem gesellschaftlichem Stand. In römischer Zeit zeigten sich die Kaiser und Magistrate auf der »sella curulis«, wie es Statuen, Reliefs und Schriftquellen überliefern. Der Hocker galt damals als Amtsinsignie.

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