Männliche Asymmetrie
Asymmetrische Tanzfliege
Eine Grundregel der Biologie ist auf den ersten Blick widersprüchlich: Wer sich als Mann wirklich hinderliche äußere Monstrositäten leistet, muss, so heißt im Lehrbuch der sexuellen Attraktivität, ein ziemlich patentes Kerlchen sein. Auf den zweiten Blick logisch, denn schließlich scheint man dann unerschöpfliche Kraftreserven sogar für Extravaganzen zu haben. Ein schlaues Weibchen auf der Suche nach gutem Erbmaterial sollte hier also zugreifen.
Es gilt also spielerisch leicht zu wirken, während man es sich offensichtlich richtig schwer gemacht hat. Ein Paradebeispiel ist im diesen Sinne die Tanzfliege Empis jaschohoforum, meinen nun Christophe Daugon von der Universität Paris und seine Kollegen. Wie alle Tanzfliegen hat sie es im Vorspiel ohnehin schon hart genug – die beiden Geschlechter finden üblicherweise erst nach einer komplizierten Balzchoreografie im Schwarmflug und/oder allerlei Geschenkübergaben vom Herrn zur Dame zueinander. Und Einige der E.-jaschohoforum-Männer treiben das auf die Spitze: Sie bilden ein grotesk überdimensioniertes Vorderbein aus, mit dem sie dann recht asymmetrisch hinter den Weibchen hertanzen.
Wahrscheinlich seien die männlichen Riesentarsen, die die Forscher an einigen in Alkohol konservierten Exemplaren penibel ausmaßen, ein Sexualsignal für die Weibchen: Wer sich mit diesem Zierrat in der Luft gut hält und trotz Handicap nicht von Feinden erjagt wird, ist einen genauen Blick des Paarungspartners wert.
Merkwürdig sei bei E. jaschohoforum allerdings, warum nicht alle Männchen mit einem überdimensionierten Vorderbein protzen: Viele haben auch zwei ganz normale. Männchen mit zwei Riesentarsen fehlen dagegen ganz. Wahrscheinlich hatten solche Kandidaten mit dem Nachteil der schlechteren Aerodynamik zu kämpfen, ohne den Vorteil der optisch auffälligen Asymmetrie zu haben, die auf Weibchen unwiderstehlich zu wirken scheint. (jo)
C. Daugeron et al.: Extreme male leg polymorphic asammetry in a new empidine dance fly (Diptera: Empididae). In: Biology Letters 10.1098/rsbl.2010.0726, 2010.
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