Bronzezeit: Mode aus Turfan
Outfit eines Reiterkriegers vor rund 3000 Jahren
In der Senke von Turfan ist es trocken. Sehr trocken. In dem Wüstenklima des Uigurischen Autonomen Gebiets Xinjiang haben Textilien deshalb die Zeiten besonders gut überdauert. So auch in dem bronzezeitlichen Grab eines Mannes. Er war einst Reiterkrieger gewesen, etwa 40-jährig gestorben und in seiner Kluft begraben worden: Kappe, Mantel und Stiefel aus Leder, eine Art Poncho mit Gürtel sowie eine Hose aus Wollstoff. Laut Radiokarbondatierung ist die Garderobe rund 3000 Jahre alt – und die Hose, die der Tote trug, somit die älteste der Welt.
Während die alten Zivilisationen in Ägypten, Vorderasien und Südeuropa rockartige Gewänder und damit luftige Beinfreiheit bevorzugten, setzten berittene Nomadenvölker in Zentralasien auf Hosen. Die Beine umhüllender Stoff machte die Stunden auf einem Pferderücken bequemer und sicherer. Doch wie stellten sie das Beinkleid damals her?
Um das herauszufinden, haben chinesische und deutsche Forschende um Mayke Wagner vom Deutschen Archäologischen Institut die Textilien vom Friedhof nahe der Stadt Turfan rekonstruiert. Dafür nahmen sie jeden einzelnen Faden des Gewebes unter die Lupe. Anders als heutige Exemplare besteht die Hose nicht aus zugeschnittenen Bahnen, sondern aus drei passgenau gewebten Teilen: zwei Hosenbeinen, die am Bund miteinander vernäht sind, und einem weiten Zwickel, der für viel Bewegungsfreiheit sorgte. Mit Kordeln am Bund zurrte der Träger die Hose fest.
Wie viel Know-how in dem Beinkleid steckt, zeigen die Webtechniken, die das Garn zusammenhalten. Die Köperbindung verleiht dem Gewebe Stabilität und Elastizität – so wie heute dem Jeansstoff Denim. Ornamente wurden mit der Kelimtechnik plastisch herausgearbeitet. Und die Zwirnbindung, eine Flechttechnik, verstärkte die Bereiche an Knie und Wade.
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