Morgenschreck
Große Winkelspinne
Sie ist weder gefährlich noch giftig und meist eher in einer bedauernswerten Situation, wenn wir sie zu Gesicht bekommen. Doch Mitgefühl erntet der haarige, schwarze Achtbeiner, der gelegentlich in Waschbecken, Badewanne oder Dusche rutscht und dann vergeblich versucht, die glatten Wände wieder zu erklettern, nur selten. Gerade die Große Winkelspinne (Tegenaria atrica) ist für viele Menschen der Inbegriff des ekligen Spinnentiers, das man möglichst schnell mit dem Staubsauger entsorgt.
Nettere Zeitgenossen wählen dafür immerhin ein Glas, doch sehen sie ihren Besucher schnell wieder, wenn sie die Spinne nur vor die Tür setzen: Die Große Winkelspinne lebt zwar natürlicherweise auch im Freien in Steinbrüchen, unter Böschungen oder unter Baumwurzeln. Mit Efeu bewachsene Hausmauern, Gartenhäuschen, Garagen und nicht zu trockene Keller bezieht sie aber ebenso gern – Hauptsache, sie findet einen trockenen Schlupfwinkel.
Das Erschreckende am Anblick ist vielleicht auch weniger die Körpergröße – die Tiere werden 10 bis 16 Millimeter lang –, als vielmehr die Spannweite der Beine: Hier kann ein langbeiniges Männchen durchaus bis zu zehn Zentimeter erreichen. Angst vor einem Biss, mit dem die Spinne ihre Beute lähmt und tötet, braucht man als Mensch jedoch nicht zu haben. Selbst Experten, so erklärt Peter Jäger, Arachnologe am Forschungsinstitut Senckenberg, bräuchten viel Geduld und Geschick, die Tiere zum Beißen zu bringen, ohne sie dabei zu verletzen. Und selbst wenn die Spinne es schafft, die Haut zu durchdringen, bleibt das Gift beim Menschen ohne Wirkung.
Alle Arten der Gattung – in Deutschland allein gibt es zehn, in Europa siebzig, weltweit 130 – bauen deckenartige Netze, meist in den Ecken eines Raumes, da sie dort das Netz am leichtesten spannen und den Schlupfwinkel anlegen können. Da sie sich von Asseln und verschiedenen Insekten ernähren, leisten sie gleich noch einen Beitrag gegen ungeliebtes Getier in unseren Behausungen.
Von der ebenfalls sehr verbreiteten Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica) unterscheidet sich die Große Winkelspinne übrigens durch nicht geringelte Beine. Vielleicht bringen Sie es ja übers Herz, beim nächsten Spinnenbesuch einmal genau nachzusehen, wer da wahrscheinlich reichlich erschöpft von aussichtslosen Fluchtversuchen wirklich vor Ihnen sitzt!
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