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Nanonudel: Die wahrscheinlich dünnsten Spaghetti der Welt

Diese Nudeln sind fast 200-mal dünner als ein menschliches Haar. Zum Essen taugt die rekordverdächtige Pasta aber nicht. Dennoch könnte sie den Menschen nützlich sein.
Geflecht aus Nanonudeln

Geflecht unter dem Mikroskop

Ein Schwamm? Ein Pilzmyzel? Oder doch nur verfilztes Haar? Nein, nichts von alldem, sondern das Wirrwarr in diesem Elektronenmikroskopbild sind Spaghetti. Die wahrscheinlich dünnsten Spaghetti der Welt. Die Nudeln messen durchschnittlich nur 372 Nanometer im Durchmesser und sind damit fast 200-mal dünner als ein menschliches Haar. Essen kann man diese Pasta allerdings nicht. Dafür »eignet sie sich meiner Meinung nach leider nicht, weil sie in weniger als einer Sekunde verkocht wäre«, sagt Gareth Williams gemäß einer Pressemitteilung. Zusammen mit Beatrice Button und weiteren Kollegen vom University College London hat der Chemiker ein Verfahren entwickelt, um aus Weizenmehlstärke ein Geflecht aus Nanofasern zu produzieren.

Wie die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift »Nanoscales Advances« berichten, sei die Herstellung von Nanofasern aus Weizenmehl weniger energieaufwändig als die Produktion mit den üblicherweise verwendeten Pflanzenzellen. Um ihre Nanonudeln zu formen, nutzten die Londoner Fachleute die Methode des Elektrospinnens. Dabei presst ein elektrisches Feld von mehreren Kilovolt den »Teig« durch eine Kanüle, der dann als Fadengeflecht auf einen Kollektor gespritzt wird. Allerdings vermischten Button und Co das Mehl nicht mit Wasser, sondern mit Ameisensäure. Dadurch war die Masse besser formbar, ließ sich leichter durch die Hohlnadel spritzen und zu zwei Zentimeter breiten Nanomatten anordnen.

Wenn die superdünnen Spaghetti schon nicht zum Verzehr gedacht sind, wofür taugen sie dann? Die Pastamatten könnten in der Medizin nützlich werden. Nanofasern aus Stärke seien zum Beispiel als Wundauflagen geeignet, sagt Williams. »Darüber hinaus wird erprobt, wie Nanofasern als Gerüst genutzt werden können, auf dem Körpergewebe nachwächst.« Denn ein Vorteil von Weizenmehlstärke sei nicht nur, dass sie in großen Mengen vorhanden ist, sondern auch, dass sie im Körper abgebaut würde. Als Nächstes wollen die Forscher jedoch testen, ob ihre Nanopasta solche Zwecke wirklich erfüllt.

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