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Naturschätze im Zeitraffer
Naturschätze im Zeitraffer
![Rosa Brille? Rosa Brille?](https://static.spektrum.de/fm/912/f2000x857/pap1.jpg)
© Piotr Naskrecki/iLCP (Ausschnitt)
© Andrea Lucky (Ausschnitt)
Hoch hinaus | So hoch wie sie lebt keine andere Ameise: Diese neue Art aus der Gattung fanden die Forscher auf fast 2900 Meter Höhe in der Muller Range. Kein angenehmes Fleckchen: In der Regenzeit feucht und kalt, in der Trockenzeit extrem heiß und trocken. Die Überlebenskünstler reagieren mit einer deutlich entschleunigten Lebensweise, indem sie sich nur langsam bewegen, kleine Kolonien bilden und eine niedrige Stoffwechselrate aufweisen, was ihnen erlaubt, mit wenig Nahrung lange zu überdauern. Ihre Mundwerkzeuge sind darauf ausgerichtet, kleine, weiche Wirbellose zu fangen. Sie sind normalerweise weit geöffnet, schnappen aber sofort zu, wenn Sinneshaare eine Beute in Reichweite vermelden.
© Andrea Lucky (Ausschnitt)
Klein, aber oho | Diese winzigen, glänzenden und sehr stachligen kleinen Ameisen der Gattung Pheidole kamen in mittleren Höhenlagen von etwa 1600 Meter verbreitet vor. Sie gehörten immer zu den Ersten, die Fressbares - wie Krümel - auf dem Boden entdeckten. Innerhalb der verschiedenen Arbeiterinnenkasten zeigen sie einen ausgeprägten Größenunterschied.
© Piotr Naskrecki/iLCP (Ausschnitt)
Sichelschrecke mit Pink-Augen | Gerade einmal 42 Sichelschrecken-Individuen fanden Piotr Naskrecki und David Rentz vom Rapid Assessment Program in den Wäldern der Muller-Range-Berge - und mindestens 20 davon gehören zu neuen Arten. Da die Angehörigen dieser Gruppe in den Baumkronen leben, sind sie nur sehr schwer zu sammeln. Diese Caedicia ernährt sich dort wahrscheinlich von Blüten.
© CI/photo by Stephen Richards (Ausschnitt)
Versteckkünstler | Auch dieser gelb gefleckte Frosch aus der Gattung Platymantis gehört auf die Liste neuer Arten. Er ging den Forschern nur in den Höhenlagen der Nakanai-Berge im April 2009 ins Netz. Und machte ihnen das nicht leicht: Es dauerte Stunden, bis sie einen Weg in das Bambusdickicht geschlagen hatten, aus dem seine zarten Rufe schallten. Platymantis gehört zu den wenigen Fröschen, bei denen es kein Kaulquappenstadium gibt: Aus den an Land oder in den Bäumen abgelegten Eiern schlüpfen direkt kleine Frösche. Eine Strategie, die sich in Regionen mit beschränktem Angebot von Oberflächengewässern lohnt - in den Nakanai-Bergen fällt zwar reichlich Regen, doch sickert dieser schnell in den Untergrund und fließt dort in unterirdischen Höhlen ab.
© CI/photo by Stephen Richards (Ausschnitt)
Kronenkonzertanten | Im dichten Wald sind Frösche meist eher zu hören als zu sehen. Das gilt auch für diese wahrscheinlich ebenfalls neue Litoria-Art, die 30 Meter über dem Boden in den Bäumen lebt. Die Herpetologen Stephen Richards und Chris Dahl verbrachten so manchen frustrierten Abend, während über ihnen die großen, grünen Froschmännchen laut quakten. Bis ihnen ein Einheimischer ein stattliches Exemplar aus den Bäumen holte. Es war das einzige, das sie während der ganzen Expedition zu Gesicht bekamen.
© Piotr Naskrecki, Conservation International (Ausschnitt)
Pinocchio in Groschenformat | Ein Suchbild, denn nein, es geht nicht um die Pilze - links im Bild, dunkel auf dunklem Hintergrund sitzt ein kleiner Frosch. Ein einziger Ruf zuviel hatte ihn verraten - sonst wäre er unentdeckt geblieben: Dieser fingernagelgroße Choreophryne mit der langen Nase hatte sich gut unter Wurzelwerk in einer tiefen, schlammigen Erosionsrinne in den Muller Range Mountains versteckt. Auch er, wen wundert's, eine neue Spezies.
© CI/photo by Stephen Richards (Ausschnitt)
Lieber Tea Time als Dinner | Noch ein neuer Frosch - und vielleicht die größte Sensation: Gerade einmal zwei Zentimeter misst dieser Batrachylodes, dessen nächste Verwandten bislang nur von den Solomonen bekannt waren. Er legt seine Dates lieber auf den Nachmittag, wenn die heftigen Regengüsse des Tages gerade aufgehört haben.
© Piotr Naskrecki/iLCP (Ausschnitt)
Noch namenlose Nase | Nicht neu, aber noch unbeschrieben ist dieser Röhrennasen-Flughund aus der Gattung Nyctimene. Er lebt auch in anderen Regionen Papua-Neuguineas und ist wahrscheinlich endemisch für die Bergwälder der Insel.
© CI/photo by Stephen Richards (Ausschnitt)
Der mit der Maske | Ebenfalls nicht neu, aber ebenfalls noch nicht beschrieben ist dieser Federschwanzbeutler der Gattung Distoechurus. Es ging den Forschern im September 2009 in eine Lichtfalle, als Entomologen nachaktive Insekten fangen wollten. Es ist nur von einem weiteren Fundort bekannt, wo RAP-Forscher Ken Aplin es bereits 1985 aufgespürt hatte. Genetische Untersuchungen belegen, dass es sich um eine eigenständige Art handelt. Über die Lebensweise der Tiere ist kaum etwas bekannt, doch der Struktur der Zunge zufolge könnte auch Nektar zur Nahrung gehören.
© Wayne Takeuchi (Ausschnitt)
Weiße Schönheit | Auch die Pflanzenwelt bot Neues, wie diesen Rhododendron. Da als Zierpflanzen begehrt, ist die Nachfrage nach Rhododendren in Südostasien und Melanesien sehr groß. Neuguinea zählt zu den Diversitätszentren dieser Gruppe. Diese großblütige weiße Art fanden die Forscher in der subalpinen Zone des Muller Range in großer Zahl.
200 neue Arten berichten Wissenschaftler aus Papua-Neuguinea. Im Rahmen eines Rapid Assessment Programme der Naturschutzorganisation Conservation International hatten Forscher entlegene Bergregionen der Insel mit Helikopter, Booten und zu Fuß besucht, und in nur zwei Monaten Feldarbeit – im April und im September 2009 unzählige Schätze aus Tier- und Pflanzenwelt ans Licht gebracht.
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