Rochen mit Nervensäge
Laut einer verbreiteten Vorstellung dient die Säge des Sägerochens vor allem zum Aufstöbern von Beutetieren im Sand, den er mit seinem zahnbewehrten Kieferauswuchs durchkämmt. Das ist jedoch gar nicht der Fall, wie Forscher um Barbara Wueringer von der University of Queensland nun feststellten: Der Fisch nutzt die Säge tatsächlich zum Aufspießen oder Attackieren seiner Mahlzeit.
Die Wissenschaftler hatten junge Sägerochen in einem Aquarium gefilmt und ihr Verhalten analysiert. Mitunter schlugen die Tiere so fest zu, dass kleinere Fische in der Mitte durchtrennt wurden. Außerdem schnappte sich Pristis microdon auch Fische, die im freien Wasser schwammen, und keineswegs nur Bodenbewohner.
Wie Wueringer weiter berichtet, sei die Säge von Leichhardts Sägerochen, so der deutsche Name des Süßwasserbewohners, über und über mit Elektrorezeptoren besetzt. Sie helfen ihm in den trüben Gewässern, in denen er sich bevorzugt aufhält, bei der Nahrungssuche. Im Experiment simulierten die Wissenschaftler daher mit Unterwasserelektroden die schwachen elektrischen Felder, die von Beutetieren ausgehen. Das veranlasste die Rochen dazu, die Plastikröhren genauer zu inspizieren und teils auch anzugreifen.
Bei allen bisher untersuchten Fischarten, die über ein vergleichbares Mundwerkzeug gebieten, sei bislang immer nur entweder die eine oder die andere Funktion nachzuweisen gewesen, schreiben die Forscher: Störe beispielsweise würden ihren verlängerten Kiefer als Sensor benutzen, Speerfische hingegen den ihren als Stoßlanze.
Curr. Biol. 22, R150, 2012
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