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Scharfe Sicht: Der Glupschaugenwurm

Riesige Augen ragen aus dem Kopf von Ringelwürmern hervor, die im Mittelmeer leben. Damit können die Tiere unfassbar gut sehen, womöglich sogar im UV-Bereich.
Ringelwurm der Art Torrea candida mit seinen riesigen Augen

Ringelwurm, warum hast du so große Augen?

Groß wie Mühlsteine und zirka 100 Kilogramm schwer – so sähen unsere Augen aus, wenn sie im Vergleich zu unserem Kopf so groß wären wie bei diesem transparenten Ringelwurm. Das Tier ist am Meeresgrund beheimatet, beispielsweise rund um die italienische Insel Ponza im Tyrrhenischen Meer. Dort haben Biologen um Anders Garm von der Universität Kopenhagen mehrere Exemplare des Aas fressenden Vielborsters aufgesammelt. Die Forscher fragten sich, warum die Tiere derart große Augen entwickelt haben und welche evolutionären Vorteile sie ihnen verschafften. Garm und sein Team untersuchten deshalb die Augen dreier nachtaktiver Wurmspezies – Torrea candida (im Bild), Vanadis cf. formosa und Naiades cantrainii –, die allesamt zur Familie der Alciopidae gehören, wie die Forscher in der Fachzeitschrift »Current Biology« berichten.

Das Fazit der Studie: Dank ihrer relativ großen Augen können die Würmer äußerst scharf sehen und dürften auch die Bewegungen anderer Lebewesen gut ausmachen können. Dabei sind ihre Sehorgane in absoluten Abmessungen nur einen knappen Millimeter groß. »Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Augen der Alciopidae über die anatomischen, morphologischen und physiologischen Eigenschaften verfügen, die für hochauflösendes Sehen und für die Formwahrnehmung erforderlich sind«, heißt es in der Studie. Ähnlich gute Sehfähigkeiten seien bisher nur von Wirbeltieren, Kopffüßern und Gliederfüßern bekannt, zu denen die Insekten, Krebs- oder Spinnentiere gehören.

Zuvor vermuteten Fachleute bereits, dass die im Meer lebenden Ringelwürmer mit ihren Augen selbst im UV-Bereich des Lichts sehen können. Garm und seine Kollegen spekulieren daher, dass die Würmer womöglich über eine Form der Biolumineszenz verfügen, die im UV-Bereich liegt. Damit könnten sie Signale an Artgenossen aussenden, ohne dass andere Tiere dies wahrnehmen. Ob das tatsächlich stimmt, ist aber unklar.

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