Schaumschläger auf hoher See
Janthina janthina auf Schleimfloß
Weichtierfreunde wissen: Schleim ist das Lebenselixier der Schnecke. Die weltweit verbreitete Janthina janthina gilt seit ein paar Jahrzehnten allerdings wegen einer besonders innovativen Form der Mucusverwendung als außergewöhnlich selbst unter Mollusken: Forscher hatten sie regelmäßig an einem selbst aufgeblasenen Schleimblasenfloß dümpelnd auf hoher See ertappt.
Schnell war klar, dass die Weichtiere mit ihrem Floß nicht nur einfach passiv treiben, um etwa ihren Lebensraum bequem zu vergrößern. Tatsächlich dient das aus dem eigenen Schleim aufgeschlagene Blasengebilde als mobile Operationsplattform für Beutezüge auf hoher See: Gerät Janthina zufällig in Kontakt mit den Tentakeln zum Beispiel einer Staatsqualle, so beginnt die Schnecke sogleich damit, das Nesseltiergewebe per Räderzunge abzuraspeln und zu verspeisen.
Nun glauben amerikanische Malakologen um Celia Churchill herausgefunden zu haben, wie und wann die Vorfahren von Janthina einst auf ihre Schaumschlägeridee gekommen sein könnten. Zunächst hatte ein Genvergleich enthüllt, dass sie eng mit australischen Meeresschnecken der Gattung Recluzia verwandt sind – Schnecken aus der Familie der Epitoniiden, die am Meeresboden leben und sich dort vor allem an Seeanemonen und dergleichen gütlich tun. Die weiblichen Tiere dieser Familie sondern zur Fortpflanzungszeit auch lange, schleimumhüllte Eierfäden ab – offenbar eine Vorstufe der Schleimbläschenflöße von Janthinia, meinen Chrurchill und Co.
Womöglich, spekulieren die Forscher, hat ein gemeinsamer Vorfahr von Janthinia und Recluzia einst ähnliche Schleimgebilde produziert, in denen sich dann ab und an auch einmal Luftblasen verhedderten: So trieben Schleim, Blasen und Jungtiere in ein neues Habitat an der Wasseroberfläche auf, in der mit den Staatsquallen auch noch eine bislang unerreichbare neue Nahrungsquelle in Massen lebten. Anschließend waren allerdings noch einige Anpassungen an die neuen Lebensumstände nötig: Die neu entstehende Art musste etwa mit der ungewohnten Sonneneinstrahlung fertig werden – und ihre Männchen für die Fortpflanzung lernen, ebenso blasigen Schaum zu schlagen wie die Weibchen.
Current Biology 21(19), R802-R803, 2011
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben