Schottisches Eiland
Soayschafe des St. Kilda Archipels
Seitdem die Menschen die abgeschiedene Inselgruppe im Nordatlantik 1930 verlassen haben, blieben die zähen einstigen Hausschafe auf sich allein gestellt im St. Kilda Archipel zurück. Isoliert vom Rest der Welt dient die verwilderte, uralte Schafrasse seit 1950 als genetisches und populationsbiologisches Forschungsobjekt.
Nun entdeckten Tim Coulson und seine Kollegen vom Imperial College London, dass die Soayschafe (Ovis aries) auf der Hauptinsel Hirta in den letzten 25 Jahren schrumpften. Ihre Körpergröße habe stetig abgenommen, und auch die Lämmer wuchsen nicht mehr so schnell. Das widerspricht aber klassischen Theorien, nach denen die evolutive Fitness der Schafe – also die Wahrscheinlichkeit zu überleben und sich fortzupflanzen – mit der Körpergröße ansteigen sollte.
Schuld an der schrumpfenden Durchschnittsgröße, meinen die Forscher, sei die globale Erderwärmung, wodurch die Winter auf den Inseln milder geworden sind und somit auch die Überlebensbedingungen weniger herausfordernd. Die kleinen, langsam wachsenden Lämmer überlebten leichter durch das mildere Klima, vor allem weil das Gras als Nahrungsquelle mehr Monate im Jahr zur Verfügung stünde als früher.
Außerdem haben die Wissenschaftler den so genannten "young mum effect" in der Population beobachtet. Das zunehmend jugendliche Alter der Mütter wirkt sich negativ auf die Größe der Lämmer aus: Jüngere Tiere sind körperlich noch nicht in der Lage, Lämmer zu gebären, die so groß sind, wie sie selbst bei der Geburt waren.
Mit ihrer verringerten Körpergröße reagierten die Soayschafe auf die veränderten Umweltbedingungen der vergangenen 25 Jahre, erklärt Coulson. Damit hätten ökologische Einflüsse die Entwicklung der Population stärker geprägt als klassische Selektionsprozesse. (lw)
Ozgul, A. et al.: The Dynamics of Phenotypic Change and the Shrinking Sheep of St. Kilda. In: Science 10.1126/science.1173668, 2009.
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