Sonderling
Der Mangroven-Killifisch
Aufgrund seines wechselvollen Lebensraums, den Mangroven, ist der Mangroven-Killifisch (Rivulus marmoratus) gezwungen, Dürrezeiten zu überstehen. Denn die sumpfigen Wälder in Florida sind den Gezeiten unterworfen. Die Folge sind aufeinander folgende Perioden von Trockenheit und Überschwemmung. Weil das für viele Fische ein Problem darstellt, verlassen sie zu bestimmten Zeiten ihre Heimat. Der außergewöhnliche Killifisch ist aber in der Lage, bis zu zwei Monaten in nur leicht feuchter Umgebung zu überleben. Die zahlreichen durch Termiten oder Käfer ausgehöhlten Baumstämme bieten dafür eine ideale Unterkunft, wie der Forscher Scott Taylor vom "Environmentally Endangered Lands Program" in Florida herausfand. Aber auch Blätterstapel, Kokosnüsse oder Bierdosen wurden von den Fischen als Unterschlupf herangezogen, wie Taylor berichtet.
Möglich ist diese Strategie vermutlich, weil Rivulus marmoratus durch die Haut atmen kann, wie die Biologin Patricia Wright von der Universität von Guelph in Ontario in ihrer Studie herausfand. Damit die Kiemen ohne den normalen Wasserdurchfluss nicht kollabieren, wachsen zwischen den zweiten Kiemenlamellen besondere Zellen, die als so genannten interlamellare Zellmasse (ILCM) bezeichnet wird. So ist es möglich ihre plastische Form zu erhalten. Kehren die Fische ins Wasser zurück, wird die ILCM abgeworfen. Neben dem Überleben in Trockenheit ist der Mangroven-Bewohner auch in der Lage in Temperaturen von 7 bis 38 Grad Celsius zu überleben und Salzkonzentration von 0 bis 68 ppt (parts per trillion) zu tolerieren.
Doch nicht nur seine enorme Anpassungsfähigkeit, sondern auch sein Fortpflanzungsverhalten ist faszinierend. Der Mangroven-Killifisch ist das einzige bekannte Wirbeltier, dass sich durch Selbstbefruchtung vermehrt. Die geschlechtsreifen Tiere entwickeln sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtmerkmale und sind somit Hermaphrodite. Sie befruchten ihre eigenen Eier mit selbstproduziertem Sperma und erzeugen somit genetisch identische Nachkommen, so genannte Klone. Eine Ausnahme bildet allerdings eine Population in Belize, in der auch rein männliche Exemplare beobachtet wurden.
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