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See-Elefanten: Jagd in 645 Meter Tiefe

Nördliche See-Elefanten zeigen in der Tiefsee überraschende Jagdstrategien: Ein Unterwasser-Observatorium hat gefilmt, wie sie zum Beutemachen immer wieder denselben Ort aufsuchten. Das Ping-Geräusch der Kamera spielte dabei wohl eine wichtige Rolle.

Warum See-Elefanten auf Tiefsee-Kameras stehen

Das Verhalten mancher Meeresbewohner lässt sich nur schwer beobachten, vor allem, wenn sie sich in großer Gewässertiefe aufhalten. Unerwartete Einblicke in die Lebensweise von See-Elefanten hat nun ein Tiefsee-Observatorium im Barkley Canyon vor der Küste British Columbias in Kanada ermöglicht. Videos zeigen, wie junge, männliche Nördliche See-Elefanten (Mirounga angustirostris) über einen Zeitraum von 13 Monaten hinweg immer wieder die gleiche Stelle in 645 Meter Tiefe aufsuchten, um dort auf Beutefang zu gehen.

Die Tiere jagten dabei bevorzugt schwimmenden Fischen hinterher, insbesondere Kohlenfischen (Anoplopoma fimbria). Beute, die ruhig am Meeresboden verweilte, ignorierten sie weitestgehend. Dass die Tiere gezielt immer wieder denselben Ort ansteuerten, ist laut Fachleuten, die das Verhalten jetzt in der Zeitschrift »PLOS ONE« beschrieben haben, ungewöhnlich. Das Team um Heloïse Frouin-Mouy von der University of Miami vermutet, das Tiefsee-Observatorium könnte vielen Fischen als künstliches Riff gedient und deswegen auch vermehrt See-Elefanten angelockt haben.

Eine ausgesprochen große Anziehungskraft übte anscheinend das sonare »Ping«-Geräusch der Unterwasserkamera aus. Es könnte den See-Elefanten signalisiert haben, dass sie sich in einem guten Jagdrevier befinden – ähnlich einer »Dinnerglocke«, die darauf hinweist, dass das Essen fertig ist. Dieses Phänomen, bei dem Tiere lernen, künstliche Geräusche mit Futter zu assoziieren, ist bei vielen Spezies beobachtet worden, einschließlich anderer Meeressäuger wie Robben und Seelöwen. Die Forschungsergebnisse bieten also nicht nur Einblicke in das Unterwasserleben Nördlicher See-Elefanten, sondern beleuchten auch generell, wie sich von Menschen erzeugte Geräusche auf das Verhalten mariner Säugetiere auswirken.

Nördliche See-Elefanten verbringen den Großteil ihres Lebens im Meer; sie tauchen allerdings nur selten an der Oberfläche auf. Etwa 85 bis 90 Prozent ihrer Zeit sind sie unter Wasser, wobei ihre Tauchgänge zwischen 20 und 70 Minuten andauern. Üblicherweise tauchen sie in Tiefen um die 500 bis 600 Meter, doch sie sind auch in der Lage, bis zu 1500 Meter tief hinabzuschwimmen. Im Meer leben sie überwiegend als Einzelgänger; Männchen und Weibchen leben und jagen unabhängig voneinander.

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