Visuelle Wahrnehmung: Vorsicht, Drehwurm!
Rotating Snakes Illusion
Die »Rotating Snakes Illusion« gehört inzwischen zu den Klassikern der optischen Sinnestäuschungen: Obwohl die bunten Kreise, die ein wenig an aufgerollte Schlangen erinnern (und in der Originalversion zusätzlich noch kleine Schlangenzungen haben), eigentlich stillstehen, hat man beim Betrachten sofort den starken Eindruck, sie würden sich in verschiedene Richtungen drehen. Der Auslöser dafür sind vermutlich Blinzeln und so genannte Mikrosakkaden, winzige, ruckartige Bewegungen, die unsere Augen beim Sehen vollführen. Das berichteten Forscher im Jahr 2012 im »Journal of Neuroscience«.
Ein Team um Margarida Agrochao von der Yale University in New Haven will nun Hinweise darauf gefunden haben, dass nicht nur Menschen für diese Form von optischer Illusion empfänglich sind: Offenbar gilt Gleiches auch für Taufliegen, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin »PNAS« schreiben. Im Rahmen ihrer Experimente konfrontierten sie die Tiere mit farblich ähnlich abgestuften Kreismustern. Fliegen richten ihren Körper normalerweise entsprechend der Bewegungsrichtung aus, wenn sie Bewegung wahrnehmen. Und genau diese Reaktion konnten die Forscher auch beim Anblick der vermeintlich rotierenden Schlangen beobachten.
Weitere Tests offenbarten, dass die Illusion zwei spezielle Typen von Nervenzellen im Gehirn der Tiere hinters Licht zu führen scheint, die an der Bewegungswahrnehmung beteiligt sind und vor allem auf die Kanten zwischen den einzelnen Farbfeldern reagieren. Die Forscher glauben, dass auch im menschlichen Gehirn ähnliche Prozesse vonstattengehen könnten. Da das menschliche Gehirn wesentlich komplexer aufgebaut ist als das einer Fliege, bleibt das jedoch lediglich eine Vermutung.
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