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Warme Gefühle im Mittelfinger

Der Lemur mit dem heißen Finger

Der Lemur mit dem heißen Finger

Er hat überall seinen Finger drin: der Aye-Aye, auch Fingertier genannt, pult mit seinem langen dürren Mittelfinger bevorzugt Larven des Bockkäfers aus ihren Gängen unter der Baumrinde. Und auch zur Lokalisierung der Gänge dient ihm die außergewöhnliche Extremität – der Aye-Aye trommelt dazu auf das Holz und lauscht nach Hohlräumen.

Damit der Finger seiner Aufgabe nachkommen kann, muss ihn der auf Madagaskar beheimatete Lemur allerdings zunächst aufheizen, entdeckten Forscher um Gillian Moritz vom Dartmouth College in Hanover. Denn sein dünner Querschnitt und die wenigen Muskeln lassen ihn schnell erkalten. Darum ist der Finger zumeist einige Grad kühler als der Rest des Körpers, zeigten Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera.

Erst wenn Daubentonia madagascariensis mit seinen geschickten Manipulationen beginnt, steigt die Temperatur des Fingers (siehe Bild). Es sei durchaus möglich, dass der nachtaktive Baumbewohner die Temperatur des Fingers aktiv kontrolliert, um ihn optimal einsetzen zu können, meinen Moritz und Kollegen. Schließlich sei der Unterhalt eines über und über mit Tastrezeptoren bedeckten Organs sehr energieaufwändig. Wie das dem Tier gelingt, wisse man allerdings noch nicht genau. In seiner Ruhelage knickt der Aye-Aye den Finger sehr weit ab, damit er ihm bei der Fortbewegung nicht in die Quere kommt – vielleicht reduziert der Lemur so die Blutzufuhr in seinen "digitalen" Sensor, meinen die Forscher. Sobald er ihn einsetzt, könnte das Blut wieder frei strömen und den Finger auf Körpertemperatur heizen.

Int J Primatol 10.1007/s10764-011-9575-y

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