Wegweiser für die Fliege
Blumige Markierung
Zum Glück ist diese noch namenlose Netzfliege aus der Gattung der Prosoeca kein Blutsauger: Ihr vier Zentimeter langer Rüssel wirkt schließlich etwas einschüchternd. Doch die bislang unbestimmte Art delektiert sich völlig harmlos an Nektar – und profitiert dabei von der sehr direkten Anleitung einer Pflanze, wie Dennis Hansen und seine Kollegen von der University of KwaZulu-Natal in Pietermaritzburg bemerkt haben.
Die seltene und in einem kleinen Gebiet Südafrikas endemische Irisart Lapeirousia oreogena weist die Fliege sehr konkret ein, wo sie ihr Saugorgan versenken soll: Sechs weiße Pfeile auf den Blütenblättern rund um die Röhre lenken die Aufmerksamkeit gezielt zur Quelle von Nektar und Pollen. Wie wichtig diese Wegweiser für die seltene Blume sind, belegte ein Experiment der Biologen. Sie übermalten einige oder alle Pfeile und beobachteten, wie sich dies auf den Bestäubungserfolg auswirkte.
Während die Fliegen – die einzigen bekannten Bestäuber der Iris – in allen Varianten die Pflanze aus der Ferne ansteuerten, so versagten sie doch beim Einführen ihres Rüssels, wenn die Markierungen nicht sichtbar waren. Ohne die weißen Pfeile fand keine Übertragung von Pollen und damit auch keine Befruchtung statt. Sicher zum Ziel geleitet wurden vor allem "erfahrene" Fliegen, ob dies auch Jungtieren auf Anhieb gelingt, sollen irgendwann Nachfolgeexperimente im Labor klären – was bislang problematisch erscheint: Da noch keiner weiß, wo sich die Larven entwickeln, können die Biologen keine für ihre Versuche einsammeln. (dl)
Proc. R. Soc. B 10.1098/rspb.2011.1349, 2011
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