Wenn der Gletscher den Stöpsel zieht
Tausende von Seen erstrecken sich über die eisige Oberfläche von Grönland, gestaut auf einer kilometerdicken, kaum wasserdurchlässigen Schicht, so möchte man meinen. Doch warum verschwinden manche der Gewässer innerhalb nur eines Tages? Sarah Das vom Woods Hole Oceanographic Institute und ihren Kollegen gelang im Jahr 2006 die Aufzeichnung eines solchen spektakulären Ereignisses [1]. Demnach öffneten sich binnen Stunden zahlreiche Spalten im Eis, durch die das Wasser zunächst langsam abfloss. Dann jedoch, als das Nass offenbar einen direkten Durchbruch bis zum Gletschergrund geschaffen hatte, ging alles sehr schnell: Innerhalb von nicht einmal 90 Minuten war der komplette See leer – bei einem ursprünglichen Volumen von 44 Milliarden Litern floss dabei mehr durch die Eisschlunde, als sonst durchschnittlich die Niagarafälle herabstürzt. GPS und Seismometer registrierten deutliche Bewegungen und Aktivität, und die dabei entstandenen tiefen Kolke oder Gletschermühlen blieben noch monatelang bestehen.
Forscher befürchten, dass solche mit dem Klimawandel häufiger auftretenden Ereignisse den Fluss der Gletscher ins Meer und damit den Meeresspiegelanstieg beschleunigen könnten, weil das Wasser als Schmiermaterial im Untergrund wirkt. Einen solchen Zusammenhang konnte die Arbeitsgruppe an manchen Orten für das grönländische Inlandeis auch bestätigen. In den Auslassgletschern, die schließlich die eisige Fracht ins Meer liefern, entscheiden dagegen offenbar andere Prozesse: Hier spielt wohl die Lage der Kalbungsfront die zentrale Rolle. Bestehen ausgedehnte Meereiszungen, blockiert das den Nachschub von der Landseite, und der Auslassgletscher wird regelrecht ausgebremst. Zieht sich die Kalbungsfront jedoch zurück, legt der Eisgigant wieder an Fahrt zu. Wahrscheinlich, so vermuten die Forscher, findet sich hier am Gletschergrund durch den hohen Auflagedruck sowieso eine wässrige Schmierschicht, so dass weitere Wasserzufuhr wenig ausmacht [2].
[1] Das, S. et al.:Fracture Propagation to the Base of the Greenland Ice Sheet During Supraglacial Lake Drainage. In: Science 10.1126/science.1153360, 2008
[2] Joughin, I. et al.:Seasonal Speedup Along the Western Flank of the Greenland Ice Sheet . In: Science 10.1126/science.1153288, 2008
Forscher befürchten, dass solche mit dem Klimawandel häufiger auftretenden Ereignisse den Fluss der Gletscher ins Meer und damit den Meeresspiegelanstieg beschleunigen könnten, weil das Wasser als Schmiermaterial im Untergrund wirkt. Einen solchen Zusammenhang konnte die Arbeitsgruppe an manchen Orten für das grönländische Inlandeis auch bestätigen. In den Auslassgletschern, die schließlich die eisige Fracht ins Meer liefern, entscheiden dagegen offenbar andere Prozesse: Hier spielt wohl die Lage der Kalbungsfront die zentrale Rolle. Bestehen ausgedehnte Meereiszungen, blockiert das den Nachschub von der Landseite, und der Auslassgletscher wird regelrecht ausgebremst. Zieht sich die Kalbungsfront jedoch zurück, legt der Eisgigant wieder an Fahrt zu. Wahrscheinlich, so vermuten die Forscher, findet sich hier am Gletschergrund durch den hohen Auflagedruck sowieso eine wässrige Schmierschicht, so dass weitere Wasserzufuhr wenig ausmacht [2].
[1] Das, S. et al.:Fracture Propagation to the Base of the Greenland Ice Sheet During Supraglacial Lake Drainage. In: Science 10.1126/science.1153360, 2008
[2] Joughin, I. et al.:Seasonal Speedup Along the Western Flank of the Greenland Ice Sheet . In: Science 10.1126/science.1153288, 2008
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