Wenn der Teddystier brüllt
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Mögen sie auch sonst eher träge sein, zur Paarungszeit legen sich Koalamännchen mächtig ins Zeug: Raues Gebell dröhnt dann durch die Eukalyptuswälder. Die Frauen sind beeindruckt, die Rivalen mehr oder weniger eingeschüchtert. Denn wie Forscher um Benjamin Charlton von der Universität Wien herausfanden, kommunizieren die Tiere damit ihre Körpergröße. Video (4.1 MB)
Die tiefen Rufe hatten Charlton und sein Team gewundert: Wie können diese nicht einmal einen Meter großen Beutelsäuger einen solchen Bass entwickeln? MRT-Aufnahmen und die Obduktion toter Exemplare brachten des Rätsels Lösung: Auch Koalas besitzen einen abgesenkten Kehlkopf – wie der Mensch, der lange als Einziger mit diesem Merkmal galt. Es wurde deshalb als entscheidend für die Entstehung von Sprache gedeutet. 2001 allerdings fanden Forscher auch bei Rothirschen und Damwild diese anatomische Besonderheit, die den gesamten schwingenden Luftraum zwischen den Stimmlippen und Kehlkopf verlängert und so tiefe Töne ermöglicht.
Charlton und seine Kollegen stellten aber außerdem fest, dass bei den Koalas auch der am Kehlkopf ansetzende Muskel ungewöhnlich tief in die Bauchhöhle hinein reicht und so den Kehlkopf womöglich noch weiter unten zieht. Der Effekt: Die Luftsäule verlängert sich noch mehr, die Stimme rutscht also weiter ab.
Und das ist ganz im Sinne vom kleinen Beutelbär, denn so klingen sie größer, als sie eigentlich sind. Im Falle der Koalas ermittelte Charlton aus Tonanalysen eine Länge von bis zu 50 Zentimetern für den Vokaltrakt, also den Abstand zwischen Lippen und Kehlkopf – fast so lang wie das ganze Tier. Das schafft nicht einmal ein Stier mit Gebrüll.
The Journal of Experimental Biology 214, S. 3414-3422, 2011
Das Video stammt aus dem Lone Pine Koala Sanctuary in Brisbane.
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