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Wiederhergestellt: Felskunst in Falschfarben

In Schweden haben Forscher mit Hilfe einer Fotosoftware verblasste Felsmalereien aus der Steinzeit wieder sichtbar gemacht.
Fotosoftware macht Felsbilder sichtbar

Fotosoftware macht Felsbilder sichtbar

An der kahlen Felswand von Tumlehed lassen sich heute nur noch rötliche Schemen wahrnehmen: das verblasste Bild eines Hirschs oder Elchs sowie ein paar Striche und Linien. Um die Felsbilder im Südwesten von Schweden klarer zu erkennen, haben sich Archäologen von der Universität Göteborg mit einer Fotosoftware beholfen. Am Computer waren die Bilder dann nicht nur deutlicher zu erkennen, die Forscher entdeckten auch neue, bislang unbekannte Darstellungen von Booten, menschlichen Figuren und Tieren, wie sie im »Oxford Journal of Archaeology« berichten. Vergleichbare Schiffsmotive sind auch von anderen Fundorten in Fennoskandinavien (Norwegen, Schweden, Finnland, Karelien und Halbinsel Kola) bekannt, die aus der späten nordischen Steinzeit zwischen 4200 und 2500 v. Chr. stammen. Sie zeigen vermutlich die Boote von Fischern, Robben- und Waljägern.

Bettina Schulz Paulsson, Christian Isendahl und Frederik Frykman Markurth von der Universität Göteborg machten die Felsmalereien mit Hilfe des Programms DStretch sichtbar, das die NASA ursprünglich für die Nachbearbeitung von Bildern des Mars-Rovers Opportunity entwickelt hatte. Archäologen nutzen das Programm inzwischen standardmäßig, um die Digitalaufnahmen von Felsbildern im Falschfarbenmodus zu bearbeiten und die Farbwerte von verblichenen Darstellungen zu sättigen. Als Schulz Paulsson und ihre Kollegen die Methode auf die Felsbilder in Tumlehed anwendeten, einem Küstenort zirka 14 Kilometer außerhalb von Göteborg, entdeckten sie auf den bearbeiteten Fotos folgende, zum Teil übereinanderliegende Bilder: einen Seehund, einen Wal, anthropomorphe Gestalten sowie Boote, deren Bug mit einer Art Galionsfigur geschmückt ist – einem Elchkopf. Die Seeleute, so die Vermutung der Forscher, sind als kurze, aufrechte Striche im Bootsrumpf wiedergegeben.

Der südlichste Fundort fennoskandinavischer Bootsbilder

Bilder von solchen Booten kennen die Archäologen bislang nur von Felsmalereien und Ritzbildern in Finnland, Russland, dem nordöstlichen Norwegen und dem nördlichen Schweden. Tumlehed stellt nun den südlichsten Fundort dar. Bettina Schulz Paulsson wertet die Bootsbilder als Hinweis darauf, dass steinzeitliche Wal- und Robbenjäger aus dem östlichen und nördlichen Fennoskandinavien mit ihren Schiffen bis Tumlehed gefahren sind. »Hirsche, Rentiere und Elche sind häufig dargestellte Bildmotive in der fennoskandinavischen Bildkunst«, erklärt Schulz Paulsson. »Diese Tierarten waren eine wichtige Jagdbeute, übernahmen aber womöglich auch eine wichtige symbolische und spirituelle Rolle für die Gemeinschaften.«

Wie alt die Felsbilder von Tumlehed sind, war bisher nicht klar. Durch den stilistischen Vergleich mit datierten ähnlichen Schiffsbildern in Fennoskandinavien gehen die Forscher nun davon aus, dass die Felsmalereien von Tumlehed vor ungefähr 6200 bis 4500 Jahren entstanden waren. Die Archäologen haben zudem mit Hilfe eines tragbaren Röntgenfluoreszenzgeräts die Pigmentbestandteile der Malereien bestimmt. Die Messungen ergaben, dass verschiedene Farben verwendet und die Malereien in mindestens zwei Phasen aufgebracht wurden. Wie viel Zeit zwischen den Malphasen lag, lässt sich allerdings nicht festlegen.

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