Wir machen den Weg frei
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Ein Satellitenbildmosaik der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zeigt einen im Vergleich zum Vorjahr dramatischen Eisverlust in der Arktis (Eis erscheint grün, offenes Wasser dunkelgrau, schwarz bedeutet keine Daten). Außerdem öffnete sich erstmals überhaupt seit Beginn der historischen Überwachung der Nordwest-Passage dieser potenzielle Schifffahrtsweg vom Atlantik nach Ostasien (gelbe Linie) vollständig. Bislang war zumindest immer noch ein Teil der Route von mehrjährigem Eis bedeckt und nur von Eisbrechern befahrbar. Selbst die Nordost-Passage entlang der sibirischen Küste ist nur noch partiell blockiert (blaue Linie).
Insgesamt waren im September nur noch drei Millionen Quadratkilometer rund um den Nordpol von Meereis bedeckt – ein neuer Minusrekord seit Beginn der Aufzeichnungen vor knapp dreißig Jahren und eine Million Quadratkilometer weniger als während des bisherigen Tiefststands in den Jahren 2005 und 2006. Bislang schrumpfte die sommerliche Eisdecke der Arktis während der letzten Jahre um durchschnittlich 100 000 Quadratkilometer pro Jahr, der plötzliche Einbruch während der letzten zwölf Monate überraschte daher die Forscher.
Die Nordwest-Passage würde die Reise nach Japan oder China von den östlichen USA oder Europa aus deutlich verkürzen. Ihre mögliche Nutzung ruft allerdings schon jetzt diplomatische Verwicklungen hervor, denn was Europäer und US-Amerikaner begrüßen, bereitet den Kanadiern ökologische und militärische Sorgen – sie sträuben sich gegen die Ansicht, dass die Nordwest-Passage internationales Gewässer sei.
Die bisherigen Prognosen der Wissenschaft zur sommerlichen Eisfreiheit in der Arktis könnten damit deutlich übertroffen werden: Erst 2070 sollte dieser Zustand laut letztem IPCC-Bericht eintreten. Andere Forscher terminierten diesen Zeitpunkt jedoch bereits auf das Jahr 2040. Die Gruppe kalkulierte, dass sich der Eisschwund selbstverstärkend beschleunigt, da das relativ dunkle Meerwasser weniger Sonneneinstrahlung reflektiert und stattdessen als Wärmeenergie speichert. Das wiederum verzögert das Gefrieren des Wassers im Herbst und Winter beziehungsweise sorgt dafür, dass die Eisdecke dünner ausfällt.
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