Zarter Zeuge der Vergangenheit
Fossile Erzwespe
Bernstein bietet Paläontologen immer wieder faszinierende Einblicke in vergangene Zeiten. Einen besonderen Fund machten nun Alexander Schmidt von der Universität Göttingen und seine Kollegen: Sie stießen im äthiopischen Hochland auf etwa 93 bis 95 Millionen Jahre alte Harzüberreste, die zahlreiche Organismenspuren bergen.
Unter ihnen auch diese winzige Erzwespe (Trichogrammatidae), die wohl wie ihre heutigen Verwandten ihre Eier in die Eier anderer Insekten gelegt haben dürfte – potenzielle Opfer wie Schmetterlinge und Käfer haben Schmidt und Co ebenfalls im Bernstein gefunden.
Star der verharzten Gesellschaft – jedoch weniger fotogen, da gefaltet – ist allerdings eine flügellose Ameise. Sie ist der bislang älteste Nachweis für die fleißigen Sechsbeiner auf den alten Südkontinenten Gondwanas und stellt nun sogar die Thesen zur Evolution der Gruppe in Frage.
Überhaupt ist der Fundort Äthiopien bemerkenswert, da Bernsteinfossilien bisher mit nur wenigen Ausnahmen von den Nordkontinenten stammen. Welche Pflanzenart das harzige Konservierungsmittel lieferte, wissen die Forscher noch nicht – womöglich ist es sogar eine bislang unbekannte Art.
Alle Organismenspuren zusammengenommen, handelte es sich um ein Ökosystem im Umbruch: Die Angiospermen begannen, die Umwelt zu erobern, wobei die Wissenschaftler jedoch keine Überreste von Tieren gefunden haben, die als Bestäuber für diese ersten Blütenpflanzen gedient haben könnten. In der reichen Pflanzenwelt dieses kreidezeitlichen Waldes entdeckten die Wissenschaftler auch Hinweise auf eine Epiphytengemeinschaft aus Farnen und Pilzen. (af)
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