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1000 Jahre Inkagold

In den Palästen und Tempeln hätten sie mannshohe Figuren aus reinem Gold gesehen. Ja, ganze Gärten seien aus dem kostbaren Metall nachgebaut worden. Als die ersten Spanier im Jahr 1532 in Peru auf das Reich der Inka stießen, trauten sie ihren Augen nicht – und wurden von der eigenen Gier nach Reichtum überwältigt.

Denn nicht den unglaublichen künstlerischen Wert vermochten sie zu schätzen, sondern sahen allein den materiellen. Gerade von den großen Objekten, darunter ganzen Wandverkleidungen, blieb der Nachwelt beinahe nichts erhalten. Sie wurden eingeschmolzen und als Barren und Münzen in die Heimat geschickt. Nur die Berichte der Chronisten jener Zeit zeugen noch von der einstigen Pracht und herausragenden handwerklichen Kunstfertigkeit der Inka, deren Ende mit der Ankunft der Konquistadoren besiegelt war.

Während seiner Blütezeit erstreckte sich das Reich der Inka über fast 5000 Kilometer entlang den Anden und der Pazifiküste. Erst im 15. Jahrhundert hatten sie eine Vielzahl hoch stehender Kulturen unterworfen, deren Aufstieg schon um 3000 v. Chr. begonnen hatte. Damals entstanden nördlich von Lima die ersten Pyramiden, Arenen und andere Monumentalbauten. Im 2. Jahrtausend v. Chr. schließlich wuchsen in den Flussoasen in der Wüste Perus viele einzelne Kulturen, die sich mitunter gegenseitig beeinflussten, aber unabhängig und weit gehend friedfertig entwickelten.

Nach ihrer Unterwerfung durch die Inka bildete die Stadt Cuzco das politische, religiöse und kulturelle Zentrum. Anfang des 16. Jahrhunderts lebten hier rund 200.000 Menschen. Hier residierte der Herrscher und befanden sich Heiligtümer und Sonnentempel. Doch das riesige und gut durchorganisierte Reich war zu dieser Zeit bereits geschwächt. Von Mittelamerika aus hatten sich die aus Europa eingeschleppten Pocken und Masern ausgebreitet. Zudem war das Reich infolge von Streitigkeiten um die Erbfolge zerfallen, sodass die Europäer leichtes Spiel hatten. Als der spanische Eroberer Francisco Pizarro (um 1478–1541) im Jahr 1532 in Nordperu einfiel, dauerte es nur noch ein paar Monate, bis er mit seinem Haufen von gerade mal 160 Mann das Reich unterworfen hatte.

Bevor Pizarro den letzten Herrscher Atahualpa töten ließ, hatte er ihn gezwungen, einen Saal mit Gold zu füllen – um es einzuschmelzen und in die Heimat zu schicken. Die Inkafürsten hingegen machte es zu »Söhnen der Sonne« und sicherte ihnen so die Macht. Für sie hatte es keinen materiellen Wert.

Wichtig waren ihnen einzig Glanz und Verarbeitung. Hauchdünne Goldmasken galten als ebenso wertvoll wie massive, schwere Becher oder Kronen – die Spanier mussten oft hunderte Schmuckstücke einschmelzen, um ihrem König einen Barren Gold zu senden.

Doch Glück brachte es den neuen Herren des Landes nicht. Sie brachten sich gegenseitig um, wurden auf dem Weg nach Spanien von Piraten ausgeraubt oder gingen in Stürmen unter. Und weil sie Spanien mit dem geraubten Gold überschwemmten, lösten sie unfreiwillig die erste galoppierende Inflation aus. Für den in Berlin gezeigten Goldschatz hätte man sich zu Pizarros Zeiten lediglich ein paar spanische Leinenhosen kaufen können.

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Die Ausstellung zeigt rund neunzig Exponate aus dem Museo de Oro del Perú in Lima. Einige davon sind zum ersten Mal außer Landes zu sehen. Das Spektrum reicht von Schmuckstücken und Masken bis zu Kultgefäßen und Grabbeigaben. Die Objekte stammen aus der Zeit von 400 v. Chr. bis 600 n. Chr. Ergänzend sind Stücke aus dem Grassimuseum für Völkerkunde zu Leipzig zu sehen.

1000 Jahre Inkagold – Der Fluch des Goldes

Vom 20. Mai bis 30. Dezember 2006

Quartier 110
Friedrichstraße 180–184
D-10117 Berlin
Tel.: 030 20649866
Internet: www.inkagold-ausstellung.de

Öffnungszeiten:
Täglich (auch an Feiertagen) von 10.00 bis 19.00 Uhr

Ausstellungskatalog:
1000 Jahre Inkagold. Der Fluch des Goldes. Von Wilfried Morawetz, Luis Hurtado und Michael Wengenroth (Hg.). Lateinamerikazentrum der Universität Leipzig, Leipzig 2005

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