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James Cook und die Entdeckung der Südsee

James Cook und die Entdeckung der Südsee
Ein ehrgeiziger Eigenbrötler

Mitte des 18. Jahrhunderts war noch ein Drittel des Globus von weißen Flecken bedeckt: unbekanntes Land. Fahrten dorthin waren keine romantischen Abenteuer, keine Segeltörns ins "Paradies auf Erden". Die mehrjährigen Ent­deckungsreisen waren Vorstöße ins Ungewisse, die von den Mannschaften der Segelschiffe alles ab­verlangten. Die Lebensbedingungen an Bord waren – an heutigen Standards gemessen – ka­tastrophal, Krankheiten, Unwetter und Untiefen eine ständige Bedrohung. Statistisch gesehen war eine gesunde Rückkehr eher unwahrscheinlich.

Solche Herausforderungen konnten nur außergewöhnliche Persönlichkeiten meistern – so wie James Cook eine war. Schon für seinen Aufstieg aus einer armen Landarbeiterfamilie zum Kapitän in der Royal Navy und Mitglied der Royal Society hatte er neben der großen Begabung in nautischen Angelegenheiten auch ein gehöriges Maß an Ehrgeiz und Disziplin mitgebracht.

Bei seinen Männern war der 1,83 Meter große, etwas schlaksige Kapitän durchaus angesehen – er galt aber als unnahbar. Cook war ein wortkarger Eigenbrötler, der selten lachte und seine Zeit gerne unter Deck in seiner Kabine verbrachte. An Durchsetzungskraft fehlte es ihm freilich nicht – vor allem, wenn er spürte, dass seine Autorität in Frage gestellt war. Dann konnte er "übers Heck stampfen und brüllen, bis er heiser war", wie ein Matrose berichtete.

So wenige Worte er mit anderen wechselte, so wenige machte er auch um sich selbst. Daheim in London schrieb er lieber seine Berichte, als sich in die feine Gesellschaft zu drängen. Den Wert seiner Entdeckungen schätzte er einmal als "nicht sonderlich groß" ein. Auch sah er in den Inseln der Südsee nicht die Ressourcen, die es für die Krone auszubeuten galt, und in ihren Bewohnern nicht die "edlen Wilden", von denen man damals in Europa schwärmte. Es waren Menschen, die es zu schützen galt. "Wir bringen ihnen Bedürfnisse und womöglich Krankheiten, die sie zuvor nicht gekannt und die ausschließlich dazu angetan, die glückselige Ruhe zu stören, deren sie und ihre Vorväter sich erfreuten", schrieb Cook im Jahr 1777 mit eindrucksvoller Weitsicht.

Dies ist einer der wenigen Momente, in denen Cook einen kurzen Blick in sein Seelenleben gewährte. Sein Persönlichstes, die Liebe zu seiner Frau Elizabeth und den Kindern, bleibt indes völlig im Dunkeln. Wenn man weiß, dass James Cook nur einen Tag, bevor seine Frau zu Hause das vierte Kind bekam, zu seiner zweiten Reise aufbrach, dass er nach Jahren auf großer Fahrt immer erst der Admiralität Bericht erstattete, bevor er zu seiner Familie fuhr, und dass er manches seiner Kinder nie sah, weil sie in seiner Abwesenheit zur Welt kamen und auch wieder starben, dann ist das Verhältnis der beiden Cooks gewiss nicht nur mit dem Rollenverständnis jener Zeit zu erklären. Dann offenbart sich hier ein Mann, der trotz aller Bescheidenheit vor allem eigene Interessen verfolgte. Während sich Elizabeth nach ihrem Mann sehnte, wollte James Cook das behagliche Leben nicht leben und gab – allzu gern – "den bequemen Ruhestand einer womöglich gefährlichen Reise zuliebe" auf. Berufen konnte er sich dabei auf höhere Mächte: "Mein Schicksal treibt mich von einem Extrem ins andere."

James Cook und die Entdeckung der Südsee

Vom 28. August 2009 bis 28. Februar 2010

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
Internet: www.bundeskunsthalle.de

Öffnungszeiten
Dienstag und Mittwoch von 10.00 bis 21.00 Uhr
Donnerstag bis Sonntag: 10.00 bis 19.00 Uhr


Einen 43-seitigen Sonderteil zur Ausstellung James Cook und die Entdeckung der Südsee finden Sie in epoc, Heft 5/2009.

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