Schädelkult
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Die Bewohner der Salomonen, ... | ... einer Inselgruppe nordöstlich von Australien, gingen bis Ende des 19. Jahrhunderts auf Kopfjagd. Sie hofften, sich auf diese Weise der Kraft feindlicher Seelen bemächtigen zu können. Die Schädel bedeutender Häuptlinge verwahrten die Salomoner in hölzernen Reliquienschreinen – in diesem Fall in Gestalt eines Raubfischs.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Unweit des Bamu-Flusses auf Neuguinea ... | ... fand sich dieser dekorierte Ahnenschädel. Stirn, Kinn und die stilartigen Augen sind mit Samen der Hiobsträne (Coix lacryma-jobi), einer tropischen Getreidepflanze, verziert. Das rund 20 Zentimeter lange Holzobjekt war ursprünglich mit Federn besetzt.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Auf Vanuatu westlich der Fidschi-Inseln ... | ... wurden die Schädel ranghoher Klanmitglieder übermodelliert und zweifarbig bemalt. Oft trugen sie auch eine Perücke – entweder aus dem Haar des Verstorbenen oder aus Kokosfasern. Im Kindesalter war der Schädel übrigens mit Hilfe enger Binden deformiert worden. Auf diese Weise sollten Schönheit und Intelligenz zum Ausdruck gebracht werden.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Bei den Dayak auf Borneo ... | ... war der Kopf das Zentrum von Lebensenergie und geistigen Kräften. Indem ein Mann eine Kopftrophäe in sein Dorf brachte, führte er den eigenen Leuten neue Kraft zu. Oft wurden die Schädel mit feinen Verzierungen versehen – in diesem Fall mit filigranen Bleiintarsien.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Der kunstvoll gravierte Trophäenschädel ... | ... diente den Dayak zur Abwehr böser Mächte sowie zur Steigerung der Fruchtbarkeit. Er befindet sich in einem hölzernen Rahmen und trägt echtes Haar. Aus dem Mund ragen die Hauer eines Ebers. Die traditionelle Kopfjagd endete auf Borneo erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Ende des 19. Jahrhunderts berichteten Reisende, ... | ... dass der Herrscher des Kameruner Königreichs Bamum so genannte kakwö besaß – mit menschlichen Schädeln geschmückte Kalebassen. Darin servierte er Palmwein für seine siegreich heimgekehrten Krieger.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Aus dem Benin stammt dieser Schädel ... | ... ohne Unterkiefer. Er wurde bei Voodoozeremonien verwendet und kam im 19. Jahrhundert nach Europa. Umwicklungen und Vorhängeschlösser sollten die Kräfte im Schädel bündeln.
© Hugo Maertens, Brugge (Ausschnitt)
Bei den Nasca im Süden Perus ... | ... waren Kopftrophäen weit verbreitet. Diese stammt aus der Zeit zwischen 100 und 600 n. Chr. Das Loch in der Stirn diente zur Befestigung eines Seils. Die Lippen wurden mit einem Dorn verschlossen. Forscher vermuten, dass die Trophäe zugleich Symbol für Wachstum und Fruchtbarkeit war.
Die Bedeutung unseres Kopfes ist sprichwörtlich: Mal riskieren wir Kopf und Kragen, dann handeln wir kopflos – oder mit Köpfchen –, stürzen uns kopfüber ins Vergnügen oder ins Verderben. Wir zerbrechen uns den Kopf, haben ein Brett davor oder wollen damit durch die Wand.
Als Sitz des Denkens und Fühlens, des Rationalen und Irrationalen, übt der Schädel seit jeher eine große Faszination aus – auch über den Tod hinaus. Es ist also nicht verwunderlich, dass in vielen Kulturen im Lauf der Geschichte komplexe Schädelkulte entstanden.
Ob jahrtausendealte Schädelschalen, kunstvoll geschmückte Kopfjägertrophäen oder religiös verehrte Schädelreliquien, ob als Mahnmal der Vergänglichkeit oder als modisches Accessoire: Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen zeigen neue Einblicke in Traditionen und rituelle Handlungen, die vielerorts erst im Zuge der Kolonialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurden.
Schädelkult
Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen
Vom 2. Oktober 2011 bis 29. April 2012
Reiss-Engelhorn-Museen
D5
68159 Mannheim
Internet: www.schaedelkult.de
Als Sitz des Denkens und Fühlens, des Rationalen und Irrationalen, übt der Schädel seit jeher eine große Faszination aus – auch über den Tod hinaus. Es ist also nicht verwunderlich, dass in vielen Kulturen im Lauf der Geschichte komplexe Schädelkulte entstanden.
Ob jahrtausendealte Schädelschalen, kunstvoll geschmückte Kopfjägertrophäen oder religiös verehrte Schädelreliquien, ob als Mahnmal der Vergänglichkeit oder als modisches Accessoire: Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen zeigen neue Einblicke in Traditionen und rituelle Handlungen, die vielerorts erst im Zuge der Kolonialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurden.
Schädelkult
Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen
Vom 2. Oktober 2011 bis 29. April 2012
Reiss-Engelhorn-Museen
D5
68159 Mannheim
Internet: www.schaedelkult.de
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben