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Verspielte Antike

Ob Homer, Platon, Aristoteles oder Sueton: In den Werken der antiken Geschichtsschreiber lässt sich nachlesen, dass sich die Kinderzimmer der Antike von denen unserer Zeit kaum unterschieden. So fanden Archäologen im gesamten Mittelmeerraum Rasseln aus Ton, kleine Soldaten mit beweglichen Armen, Tiere auf Rädern, Kitharaspieler, die man auf ihren Instrumenten spielen lassen konnte, und vieles andere mehr.

Auch damals ließen sich Mädchen lieber Puppen in Gestalt junger Frauen schenken, während die Jungen Krieger und Gladiatoren bekamen. Und natürlich gab es auch das liebste Haustier en miniature: Hunde, Katzen, Gänse oder Raben. Besonders beliebt waren die Rädertiere, die man hinter sich herziehen konnte. Der römische Dichter Horaz (65–8 v. Chr.) berichtet auch, dass die Knaben lebende Mäuse für »Wagenrennen« vor kleine Karren spannten.

Was Kindern heute Weihnachten ist, war den kleinen Römern der Tag der Sigillaria. Dann hatte die Zunft der Puppenmacher – der figuli – Hochkonjunktur, denn am 20. und 21. Dezember war es Brauch, sich aus Ton gebrannte Puppen – sigilla – zu schenken. Häufig gab es zu diesem Anlass auch Spielzeug mit pädagogischem Wert; Puppen in Göttergestalt etwa, die den Nachwuchs spielerisch an die religiösen Vorstellungen der Erwachsenen gewöhnen sollten. Wahrscheinlich erhofften sich die Eltern von ihnen aber auch schützende Wirkung.

In vielen Fällen waren die Objekte also nicht nur zum Spielen da, sondern dienten auch als Geschenke an die Götter. Dies ist wohl der Grund, warum sich die meisten Spielzeuge nicht in Häusern fanden, sondern in Tempeln oder Heiligtümern. Sie wurden als Votivgabe gestiftet, etwa wenn Mädchen erwachsen wurden. Im alten Rom erreichten sie schon mit zwölf Jahren das Heiratsalter und brachten aus diesem Anlass im Tempel der Venus oder Diana ihr Spielzeug dar. So nahmen sie symbolisch Abschied von ihrer Jugend.

Und wenn die Archäologen in den Gräbern der Kinder fündig wurden, dann, weil deren Angehörigen ihnen das Spielzeug als Symbol der Kindlichkeit und Keuschheit mit ins Grab gegeben hatten. Mit kleinen Schweinen aus Ton baten sie zudem um den Schutz der Göttin Demeter.

Übrigens war manches, was so aussieht, gar nicht für Kinderhände gedacht – so wie der kleine, auf einem Hahn reitende Knabe. Er stellt vermutlich Dionysos dar, der als Gott der Fruchtbarkeit und Ekstase verehrt wurde. Leider ist der Einblick in das antike Kinderzimmer ziemlich beschränkt. Denn erhalten blieben allenfalls Spielzeuge aus Ton, Knochen, Metall, Glas oder Stein. Sicher aber waren mindestens ebenso viele aus vergänglichen Materialien gefertigt. So schrieb der griechische Dichter Aristophanes vor rund 2400 Jahren über einen Jungen: »Als kleines Bübchen baut er schon daheim sich Häuschen, schnitzt Schiffchen, macht aus Leder sich Pferd und Wagen und aus Apfelschalen recht arge Frösche.« Sein Spielzeug konnte die Zeiten ebenso wenig überdauern wie es unsere Teddybären tun werden.

Verspielte Antike – Puppen und Kinderspielzeug bei Griechen und Römern

Vom 18. November 2006 bis 19. August 2007

Römerkastell Saalburg – Archäologischer Park
Saalburg 1
61350 Bad Homburg v. d. Höhe
Tel.: 06175 9374 0
Internet: www.saalburgmuseum.de

Öffnungszeiten:
November bis Februar:
täglich außer montags von 9.00 bis 16.00 Uhr
März bis Oktober:
täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr

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