Als wir am Abend verschwitzt nach der nachmittäglichen Beobachtung der Lemuren zu unseren am Rand der Piste zurückgelassenen Fahrrädern zurückkehren, macht Jipa eine Entdeckung in der feuchten Laubschicht am Boden. Er zeigt mit dem Finger darauf, doch ich sehe zunächst nur glattrandige und gezackte, beige, braune und gelbliche Blätter, die sich zu einem verschlungenen Muster zusammenfügen. Plötzlich löst sich eine Silhouette aus dem Blattmosaik: Brookesia brygooi – ein Miniaturchamäleon mit spitz zulaufenden Augenwülsten und zwei Zackenreihen auf dem Rücken bewegt sich schlängelnd zwischen den Pflanzenresten entlang. Seine unregelmäßige Körperform und die braune Färbung lassen es zwischen den Blättern unsichtbar werden, solange es sich nicht bewegt.

Die Stummelschwanzchamäleons (Brookesia) sind kleine, kryptisch gefärbte Chamäleons, die – anders als ihre größeren Verwandten – ihre Körperfarbe nur geringfügig ändern können. Sie leben vorwiegend am Boden, wo sie Jagd auf Insekten machen und ihre Eier im Boden vergraben, aus denen nach erstaunlich kurzer Zeit Brookesiababys schlüpfen. Unser Exemplar ist scheinbar an einer Fahrradtour interessiert, jedenfalls erklimmt es mit langsamen Bewegungen den Reifen meines Gefährts. Vorsichtig schiebe ich meine Hand unter das kleine Tier und setze es zurück auf das Laub. Zügig macht es sich davon, allerdings nicht ohne uns noch mal einen fast strafenden Blick mit einem seiner unabhängig voneinander beweglichen Augen zuzuwerfen.