Buchtipps: Apollo 11: "Strahlendes Licht am Bücherhimmel"
Jesco von Puttkamer war mit dabei. Als Raketenbauer der zweiten Generation im Team von Wernher von Braun hat er an der mächtigen Rakete Saturn V mitgewerkelt – an der Rakete, mit der die Apollo-Astronauten zum Mond aufbrachen. Der berühmtesten Mission des Apollo-Programms ist nun sein Buch "Abenteuer Apollo 11" gewidmet. Als sich vor vierzig Jahren, am 16. Juli 1969, Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins auf ihren Weg zum Erdtrabanten machten, war dies zwar nicht die erste Reise zum Mond, aber die erste, bei der eine Landung vorgesehen war und das erklärte Ziel jahrelanger Bemühungen.
Der Hauptteil von "Abenteuer Apollo 11" beschreibt jeden einzelnen der acht Reisetage minutiös. Im zweiten Teil zieht der Raumfahrtwissenschaftler von Puttkamer, der noch heute für die NASA tätig ist, ein Resümee und bietet einen Ausblick. Sein Buch glänzt durch den Detailreichtum und der Begeisterung des Insiders und Zeitzeugen. Als Mitarbeiter Wernher von Brauns betont er dabei auch immer wieder die originäre Leistung der deutschen Raketenwissenschaftler. Während die meiste Raumfahrtbücher die Beiträge der deutschen Raketenpioniere zugunsten der tollkühnen Astronauten eher marginalisieren, berichtet von Puttkamer lebendig vom Leben in der kleinen Ortschaft Huntsville, in der das deutsche Team von Brauns arbeitete und das, so von Puttkamer, "ein märchenhaftes Schlaraffenland der Technik und Wissenschaft" war. In seinem Buch ist auch die aufrichtige Bewunderung für seinen Freund spürbar, allerdings keine Spur von dessen Verstrickungen mit dem Nazi-Regime zu finden.
Was zu lernen bleibt, steht in "Der Mond"
Mit dabei war natürlich auch Edwin Buzz Aldrin. Zusammen mit Neil Armstrong hatte er am 20. Juli – in Europa war bereits der 21. angebrochen – den Mond betreten. Kürzlich nun traf er sich mit einem seiner größten Bewunderer, dem deutschen Astronauten Thomas Reiter. Das Gespräch zwischen den Astronautengenerationen eröffnet jetzt das Buch "Der Mond" von Ralf Jaumann und Ulrich Köhler – und macht Lust auf mehr. Mehr ist dann auch wirklich geboten: "Der Mond" ist ein strahlendes Licht am Bücherhimmel. Die beiden aktiven Geologen und Planetenwissenschaftler berichten nicht nur detailliert und spannend von den Apollo-Missionen, sondern auch von deren wissenschaftlichem Ertrag. Das ist nicht selbstverständlich, war doch der Wettlauf zum Mond eine Geburt des Kalten Krieges und die Wissenschaft nicht das treibende Moment. Ein einziger Astronaut war ausgebildeter Geologe, nämlich Harrison "Jack" Schmitt, und er ist für das Planetologen- und Autorenduo Jaumann/Köhler wahrscheinlich dasselbe große Vorbild, das Reiter in Aldrin sieht. Was wir über den Mond wissen und was zu lernen bleibt, steht in "Der Mond". Ein verständlich geschriebenes und umfassendes Buch mit zahlreichen großformatigen Abbildungen.
Andrew Smith wiederum verfolgte die Mondlandung auf dem Sofateppich, als kleiner Junge im Wohnzimmer seiner Eltern. Heute ist er Journalist und machte sich für sein Buch "Moonwalker" auf die Suche nach den noch lebenden Männern, die einst den Mond betraten. Zwölf waren es mal, doch heute leben nur noch neun von ihnen. Wird es einmal wieder eine Zeit geben, in der kein Mensch unter uns lebt, der unseren Erdtrabanten besucht hat? Wird es niemanden mehr geben, der uns darüber berichten kann, wie es ist, da oben zu stehen, die blaue Erdkugel über sich; der uns sagen kann, was es bedeutet, eine epische Reise zu unternehmen? Im Bericht über seine Reise zu den Apollo-Astronauten fängt Andrew Smith die Stimmen und Stimmungen der inzwischen betagten Herren ein und erzählt uns während seines Road Trips viel über die Zeit der Apollo-Jahre und auch viel über das Amerika von heute. So hat er uns das sicherlich originellste Buch zum Apollo-Jubiläum beschert.
"So klug, es gar nicht erst zu versuchen"
Auch an Hollywood ging Apollo nicht spurlos vorbei. Ein würdiges dokumentarisches Denkmal ist der Film "Im Schatten des Mondes", der im Jubiläumsjahr auf DVD erschienen ist. Ohne Tricks und Animationsschnickschnack, sondern ausschließlich unter Verwendung von NASA-Bildmaterial hat Regisseur David Sington das Apollo-Programm in Szene gesetzt. "Kein Drehbuchautor in Hollywood hätte ein besseres Szenario schreiben können als das von Apollo 8", sagt der Astronaut Jim Lovell im Film und David Sington war so klug, es auch gar nicht zu versuchen. Stattdessen lässt er das Geschehen und die Bilder für sich sprechen. Und die Menschen. Im Film kommentieren zahlreiche Astronauten die Ereignisse, wie zum Beispiel Alan Bean: "Wenn die Scheibe jetzt kaputt geht, bin ich in einer Sekunde tot." Leider nicht dabei ist allerdings der (sehr schweigsame) erste Mensch auf dem Mond, Neil Armstrong. Auch für Komik sorgen die jahrzehntealten Fernsehbilder von ganz allein: "Die monumentale Reise von Apollo 11 präsentiert von Kellogg's. Ohne Kellogg's ist der Morgen kein richtiger Morgen!" So schrecklich modern war Amerika bereits 1969.
Was also lesen? Den ein oder anderen mag der Preis und Umfang des hervorragenden Werks von Ralf Jaumann und Ulrich Köhler doch abschrecken, und das Buch von Jesco von Puttkamer dürfte manchem zu technisch und zu sehr auf Apollo 11 gemünzt sein. Beide sind nun mal ganz besonders Astronomie- und Raumfahrtenthusiasten zu empfehlen. Andere Leser, die sich durch das Apollo-Jubiläum einfach nur angestachelt fühlen, ein bisschen mehr über dieses zeitgeschichtliche Ereignis zu erfahren, sollten zu "Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten" von Alexis von Croy greifen. In drei Kapiteln beschreibt der Luft- und Raumfahrtjournalist, was wir über den Mond wissen, wie es zu Apollo kam und wie schließlich die abenteuerlichen Reisen abliefen. Es ist eine wirklich runde Sache zu einem guten Preis.
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