Buthans Pfeile
In meinem Projekt geht es um die Koordination von Gruppenbewegungen bei einer Lemurenart, den etwa katzengroßen Rotstirnmakis (Eulemur fulvus rufus): Führt immer dasselbe Tier beziehungsweise Geschlecht an? Wie schnell folgen die anderen Tiere? Gibt es feste Routen im Streifgebiet? Können auch andere Tier als das voran laufende Richtung und Zeitpunkt des Aufbruchs mitbestimmen? Ändern sich diese Muster mit der Jahres- oder Paarungszeit? Erster Arbeitsschritt ist das Anbringen kleiner, speziell angefertigter GPS-Halsbänder, die halbstündig die Position des jeweiligen Tieres speichern. In jeder der vier untersuchten Gruppen wird dazu ein kräftiges Männchen kurzzeitig per Blasrohr und Pfeil betäubt.
Die Fangaktion ist aufregend. Feldassistent Jipa telemetriert die Gruppen mit einer Klappantenne; zu sechst pirschen wir durch den Wald und versuchen die Tiere möglichst mit dem ersten Pfeil zu überraschen. Meist gelingt dieses Vorgehen, bei Rotstirnmaki Buthan aber haben wir Pech. Er bemerkt das Blasrohr und macht sich durch die Baumwipfel davon. Als er endlich einmal in aus Jägersicht passender Position sitzen bleibt, verfehlt der Pfeil um wenige Zentimeter sein Ziel und bleibt in einem Ast stecken. Jipa bereitet einen neuen Pfeil vor, zieht frisches Betäubungsmittel auf und erzeugt mit Hilfe einer Spritze Druck, so dass sich das Geschoss bei Kontakt mit dem Tier automatisch leert. Als Feldassistent Mamy dann zum zweiten, erfolgreichen Schuss ansetzt, steht Jipa kichernd etwas abseits und imitiert seinen Freund und Kollegen, indem er sich die zusammen geklappte Antenne an die Lippen hält und ebenfalls auf Buthan zielt.
Nachdem wir das GPS-Halsband angebracht haben, wird Buthan zum Aufwachen in eine Box gelegt. Ich bleibe drei Stunden bei ihm, bis er wieder völlig genesen ist und entlasse ihn dann zu seiner Gruppe, die in den Bäumen um uns gewartet hat.
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