Betreff: Ala (Wald)
Heute habe ich mit Jean-Pierre den Wald erkundet. Der Leadgitarrist von gestern Abend wirkt erstaunlich frisch, als wir uns um 6.30 Uhr beim Frühstück treffen (die Schüsseln sind gefüllt mit einem zähflüssigen Reisbrei, oder – um Helge Schneider zu zitieren – "Es gibt Reis, Baby!"). An längeren Schlaf ist aber auch nicht zu denken, da es ab etwa 6.00 Uhr hell ist, und die Vögel alles daran setzen, das auch akustisch jedem zu vermitteln. Außerdem wartet Spannendes jenseits des Camps.
Ausgerüstet mit Fernglas, Kamera und Notizblock machen wir uns per Fahrrad auf den Weg, die sandige Straße – mit Namen Conoco – entlang nach Osten. Das Gebiet wurde ursprünglich von einer Schweizer Holzhandelsgesellschaft nachhaltig bewirtschaftet, aus dieser Zeit sind einige Gebiete von kleinen Pfaden durchzogen. Auch das Waldstück, das wir besuchen, ist durch ein schmales Wegesystem erschlossen.
Ausgerüstet mit Fernglas, Kamera und Notizblock machen wir uns per Fahrrad auf den Weg, die sandige Straße – mit Namen Conoco – entlang nach Osten. Das Gebiet wurde ursprünglich von einer Schweizer Holzhandelsgesellschaft nachhaltig bewirtschaftet, aus dieser Zeit sind einige Gebiete von kleinen Pfaden durchzogen. Auch das Waldstück, das wir besuchen, ist durch ein schmales Wegesystem erschlossen.
Wir stellen die Räder am Waldrand ab und tauchen ein ins Gewirr der Äste und Ranken. Vereinzelt stehen hohe Bäume, auch Baobabs im Wald, ansonsten ist er eher niedrig, teils dornig und dicht. Anders als in den forsttechnisch aufgeräumten deutschen Wäldern, liegt hier viel Totholz herum und morsche Stämme mit dutzenden kleiner Höhlen bieten Unterschlupf für nachtaktive Lemuren, Vögel, Reptilien und Insekten. In einer der hölzernen Refugien döst eine kleine Madagaskar-Zwergohreule (Otus rutilus), das eine Auge halb geöffnet und auf uns gerichtet, in ein anderes zieht sich bei unsrem Näherkommen eine Schlange zurück, von der wir nur noch das rotbraune Schwanzende zu sehen bekommen. Madagassische Giftschlangen (zumindest die landlebenden) tragen ihre Giftzähne weit hinten im Rachen, sodass ein Biss zwar schmerzhaft, aber nicht bedrohlich ist. Das ist grundsätzlich schon mal beruhigend.
An einem grünlich schimmernden Wasserloch im ansonsten ausgetrockneten Bett des Kirindy-Flusses stillen ein Coua (Coua gigas) und ein Grauköpfchen-Papageienpärchen (Agapornis cana) ihren Durst. Ein Krokodil (Crocodylus niloticus) soll es hier auch geben, allerdings überdauert es die Trockenzeit in einer Erdhöhle am Flussufer.
Plötzlich erklingt in der Nähe ein von gestern vertrauter Grunzlaut, und wenig später stromert eine achtköpfige Gruppe Rotstirnmakis durch das Unterholz. Die Tiere sind seit Jahren an friedliche Beobachter gewöhnt, und so kreuzen sie nur wenige Meter vor uns den Pfad – grunzend und mit erhobenen Schwänzen – und gehen im Gänsemarsch vor uns entlang. Mehrere Weibchen haben Jungtiere, die sich ins Fell ihrer Mutter krallen. Jean-Pierre und ich schließen uns der Primaten-Polonäse an, bis die Tiere schließlich in die Bäume wechseln und in den Kronen über unseren Köpfen verschwinden.
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