Direkt zum Inhalt

Betreff: Alina (Nacht)

Krokodilspuren
Als ich heute mit Mia, einer weiteren Doktorandin im Camp, das größte im Bett des Kirindy-Flusses verbliebene Wasserloch passiere, fallen uns Spuren im Sand auf: Das Krokodil (Crocodylus niloticus), das die Trockenzeit in einer Erdhöhle am Flussufer verdöst, scheint einen ersten Ausflug unternommen zu haben. Abdrücke der bekrallten Füße und des Schwanzes sind deutlich zu erkennen.

Spuren eines Nilkrokodils | Auf Madagaskar leben auch Krokodile. Die Spuren im Sand zeigen, dass das nahe des Camps lebende Exemplar, das die Trockenzeit in einer Erdhöhle am Flussufer verdöst hat, einen ersten Ausflug unternommen hat.
Wir beschließen, nach Einbruch der Dunkelheit zurückzukommen, um das nachtaktive Tier eventuell beobachten zu können. Gesagt, getan. Unsere Expedition durch den nächtlichen Wald wird erneut zur zoologischen Wundertüte: Eine Schlange, Geckos, ein Eulenpärchen und eine große Spinne posieren am Wegesrand. Zig Augenpaare reflektieren das Licht unserer Taschenlampen – Waldgeister in den schwarzen Baumkronen.

Fettschwanzmaki | Die zu den Lemuren zählenden Fettschwanzmakis (Cheirogaleus medius) werden (ohne Schwanz) etwa zwanzig Zentimeter groß und wiegen gerade einmal 250 Gramm. Die nachtaktiven Waldbewohner ernähren sich von Blüten, Früchten, Insekten und kleinen Wirbeltieren.
Ohne diesen "Eye shine" wäre es schwierig, die nachtaktiven Tiere überhaupt zu entdecken. Dank der lichtsammelnden und reflektierenden Eigenschaften ihrer Sehorgane gelingt es aber, Wieselmakis (Lepilemur ruficaudatus), Gabelstreifenmakis (Phaner furcifer pallescens) und Riesenmausmakis (Mirza coquereli) zu beobachten. Die Primatendichte hier im Kirindy-Wald ist eine der höchsten weltweit – heute Nacht scheinen sie es selbst unter Beweis stellen zu wollen.

Am Wasserloch angekommen, ist zwar vom Krokodil nichts zu sehen, dafür springen bei jedem Schritt Frösche in hohem Bogen auf, und große Fledermäuse flattern knapp an unseren Köpfen vorbei, die im Licht unserer Stirnlampen schwirrenden Insekten jagend.

Feldassistent Guy | Ein Gecko ist Feldassistent Guy durchaus willkommen – bei Fossas sieht das anders aus.
Als ich nachts auf meiner Holzplattform liege, raschelt es plötzlich unter meiner Zeltplane. Kurz darauf ertönt ein Klappern vom Wassereimer – eine Ratte stillt ihren Durst. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn und nehme einen Schluck aus der Wasserflasche, die ich im Zelt habe. So trinken wir zusammen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.