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Betreff: Waldtelefone und Kakapos

Jipa klettert
Seit zwei Tagen bin ich wieder im Wald. Als ich heute zusammen mit "meinem" Feldassistenten Jean-Pierre – genannt Jipa – mit dem Beobachten der Rotstirnmakis beginnen will, ist die Gruppe weit verstreut. Wir trennen uns, um in verschiedenen Richtungen nach den Gruppenmitgliedern zu suchen, die wir bislang nicht entdecken konnten. Schnell verschwindet Jipa zwischen den langsam ergrünenden Zweigen.

Jipa beim Beobachten | Feldassistent Jean-Pierre – genannt Jipa – beim Beobachten von Rotstirnmakis
Nach einigen Minuten – ich habe inzwischen keinen weiteren Maki finden können – ertönt ein kurzer, heller Ruf durch den Wald: "Huh!" Ich mache mich in Richtung der Lautquelle auf den Weg und antworte dabei ebenfalls mit einem "Huh!"

Jipa auf Hausbesuch | Und wenn es sein muss, stattet Jipa den Gesuchten auch mal einen Hausbesuch ab.
Den Sinn dieser Kommunikationsweise hatte man mir bereits vor zwei Wochen erklärt: Es handelt sich um das so genannte Waldtelefon. Sucht man einen Vermissten oder einen Mitarbeiter, zu dem kein Sichtkontakt besteht, reicht das hoch frequente, kurze "Huh!" zwischen den Bäumen besonders weit und lässt sich gut lokalisieren. Bereits nach kurzer Suche stehe ich neben Jipa, und aus der Baobabkrone über uns schauen die gidros (madagassisch für Lemuren) auf uns herab.

Kletterndes Rotstirnmaki-Baby | Rotstirnmakis bringen ihre Jungen meist zwischen September und November zur Welt, vor Beginn der Regenzeit. Die Mutter trägt ihre Sprösslinge in den ersten Wochen am Bauch, ab der dritten Woche wechselt das Jungtier auf den Rücken und beginnt auch, sich selbständig zu bewegen und feste Nahrung zu fressen. Insgesamt werden die Tiere aber durchaus fünf Monate gesaugt. Nach ein paar Wochen übernehmen auch der Vater oder die Geschwister die Betreuung.
Vielleicht sollte sich auch der Kakapo, ein flugunfähiger neuseeländischer Papagei, am Waldtelefon ein Beispiel nehmen. Bei dieser – inzwischen vom Aussterben bedrohten – Art rufen die Männchen teils monatelang aus einer selbst gescharrten Bodenmulde mit einem äußerst tiefen "Boom" nach Weibchen. Die laufen daraufhin auch suchend umher, nur ist die Frequenz des männlichen Rufes so niedrig, dass die "Booms" von ihnen nicht lokalisiert werden können: Kein Anschluss unter dieser Nummer...

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